VORHER
Schatzi hat recherchiert, dass unser Hinflug am 23.05. um 19:25 Uhr Frankfurt verlassen würde und unser Rückflug um 11 Uhr ebbes am 2. Juni ab Djerba ginge. Da waren wir platt und sehr verärgert. Von einem 10-Tages-Urlaub bleiben auf diese Art und Weise nur noch 8 Tage! Wir sind ins Reisebüro gegangen und haben die Reiseunterlagen hingelegt bekommen. Die Reisebürofrau stockte selbst, als sie die Flugzeiten vorlas und meinte, das seien ja doofe Flugzeiten. Woraufhin ich einwarf, dass wir auch sehr unglücklich damit seien. Unterstützend fiel Schatzi ein, dass er nicht gewillt sei, diese Zeiten so hinzunehmen und was die TUI denn für uns machen könnte, damit wir zufriedenen Kunden seien (das ist eigentlich mein Spruch

Na ja, nach ein bisschen Hin und Her und einigen Versuchen, einfach andere Flugzeiten zu buchen (was nicht ging, weil Zwischensaison und einfach nicht so viele Flieger unterwegs sind), haben wir umgebucht für einen kleinen Aufpreis und fliegen nun am Montag, 26.05. um 7 Uhr morgens *gähn* und kommen am 6. Juni gegen 19:00 Uhr zurück, Abflug also am Nachmittag. So haben wir nun auch nicht nur 10 Tage, sondern 11 und An- und Abreisetag quasi auch komplett. Die TUI war sehr kulant.
URLAUB!!
ENDLICH!!!
Der Hinflug
Aufstehen um halb 4, Abfahrt um halb 5. Einchecken pünktlich 2 Stunden vor Abflug – es sind doch schon viele Leute da. Gemütliches Flanieren – es ist ja noch Zeit. Kurz vor der Sicherheitskontrolle dann noch in aller Ruhe – morgens um halb 7 – ein Pikkolöchen auf den Urlaub

Am Abfluggate steht niemand mehr! Schock! Kein Passagier, kein Flughafenfuzzi, niemand. Keine Anzeige. Nix. Ein Blick auf die Uhr offenbart, nein, wir sind nicht zu spät. Weitere Passagiere stoßen zu uns. Hektisches Herumlaufen und –fragen, bis wir wissen, wir müssen zu einem anderen Gate, B 58. Das ist im Untergeschoss – sehr depremierend. Dafür sitzen hier ein Haufen Leute.
Die Abflugszeit 07:15 Uhr verstreicht, um kurz nach 8 Uhr erfahren wir, dass unser Flieger kaputt in Köln steht und eine knappe Stunde später wird uns mitgeteilt, dass wir erst am ABEND fliegen werden, um 18:50 Uhr.
Wir werden ins Steigenberger Hotel am Flughafen gekarrt. Ein Blick ins Zimmer depremiert uns noch mehr – alles wirkt so grau in grau, passend zum Himmel

Endlich im Flieger starten wir aber noch immer nicht, denn wir haben keine Überfluggenehmigung für die Schweiz. Das Ganze zieht sich weitere 45 Minuten hin, dann endlich geht es los!!!
Ankunft am Flughafen Djerba-Zarzis irgendwann nach 23 Uhr MESZ / 22 Uhr Ortszeit. So sagt es das Internet zu "Länderinformationen Tunesien" wegen fehlender Sommerzeit und so zeigte es uns der Bildschirm in der Condor-Maschine an. Alle Touristen stellen ihre Uhren um. Es dauert ewig, bis wir durch die Passkontrolle sind, bis die Koffer kommen nochmal eine gefühlte Stunde, in der wir ängstlich hoffen, dass beide Koffer ankommen werden

Dann endlich raus aus dem Flughafen, wir sind nur 6 Paare, die nach Zarzis wollen, werden in einem Kleinbus gefahren. Ich bin todmüde, mache immer mal wieder die Augen zu und döse weg. Draußen ist es stockfinster – das ist ja genau das, was wir nicht wollten ... Die Straße wird immer holpriger, bis wir nun noch im Schritttempo fahren können. En Blick nach draußen offenbart im Scheinwerferlicht des Busses, dass wir auf einer Staubpiste unterwegs sind. Schatzi flüstert mir zu "Club Las Piranjas". Wir müssen beide lachen und hoffen, dass uns nicht Hape Kerkeling im Hotel begrüßen und uns zu Fröhlichkeit zwingen wird.
[„Club las Piranjas“ ist eine Satire auf den komplett durchorganisierten Pauschal-Cluburlaub aus dem Jahr 1995, in dem Hape Kerkeling einen ewig gutgelaunten Animateur spielt, der die Gäste in aller Strenge zum Fröhlichsein antreibt].
Die Ankunft
Endlich kommen wir im Hotel an und werden von einem Angestellten begrüßt. Jedes Paar erhält erst einmal eine große Flasche Wasser und Becher und wir müssen uns registrieren. Anschließend werden wir in unser Zimmer gebracht. Ein Hotelangestellter schafft unsere Koffer mit einem Wagen dorthin. Und es ist ein weiter Weg bis zum Zimmer!
Das Zimmer ist schön, groß und geräumig, das Bad ebenso. Alles sieht sehr sauber aus. Wir gehen auf den Balkon und sehen das Meer mit heftiger Brandung ganz nah am Zimmer! Außerdem ist ein Haufen Palmen um uns herum, das wirkt toll. Wir sind gespannt, wie das alles bei Tageslicht aussehen wird.
Es ist inzwischen gegen Mitternacht. Der erste Urlaubstag ist um, ohne dass wir "Urlaub" spürten. Deshalb machen wir noch einen nächtlichen Spaziergang am Strand entlang. Das Meer tobt wild, der Wind ist fast ein Sturm – es ist fast gruselig. Wir gehen dann doch lieber schlafen.
Der erste Tag
Am nächsten Morgen schlafen wir erst einmal aus. Der erste Blick aus dem Fenster zeigt Sonnenschein, Palmen und den Strand und das Meer fast direkt vor unserem Fenster. Genial! Wir denken in Dankbarkeit an die Reisebürofrau, die uns nicht nur gut beraten, sondern auch ein Fax an das Hotel geschickt hat mit der Bitte, für uns ein Zimmer "oben" in den zweigeschossigen Bungalows und "mit Meerblick" vorzusehen. Das hat geklappt!
Um kurz nach 9 gehen wir langsam zum Haupthaus, um zu frühstücken. Frühstück gibt es eigentlich bis 10 Uhr, von daher sind wir entsetzt, feststellen zu müssen, dass das Frühstücksbuffet bereits abgebaut wird, als wir um 20 nach 9 eintreffen. Schnell greifen wir uns noch 2 Tassen Kaffee und zwei Hörnchen. Schließlich haben wir lange nichts mehr gegessen. Um halb 10 gehen wir zur Reiseleiterin für die Einführungsveranstaltung. Zusammen mit einem anderen Paar, die zusammen mit uns angereist sind, stehen wir wie Schulkinder vor dem Schreibtisch der Reiseleiterin. Es gibt keine Stühle und sie denkt auch nicht daran, sich mit uns in eine der sehr gemütlich aussehenden Sitzgruppen in der riesigen und schönen Halle zu sitzen. "Haben Sie Fragen?" sagt sie und wir wissen nicht so recht, was wir nun fragen sollen. Außer der Beschwerde, dass wir 12 Stunden zu spät ankamen, nichts mehr zu essen bekamen und das Frühstück viel zu früh abgebaut wurde. Uns wird eine Entschädigung von 145 Dinar für zwei Personen angeboten, am liebsten umzuwandeln in einen Ausflug. Ich bin bockig. Ich will keine Dinar, ich will Euro und ich will eine richtige Entschädigung. Und überhaupt! Ich sage gar nichts, fühle mich innerlich wie eine rebellierende Jugendliche und halte deshalb lieber erstmal den Mund. Schatzi möchte gern einen Ausflug machen. Na gut, meinetwegen. So sei es halt...
Die Beschwerde wegen des Frühstücks nimmt sie auf und wird sie weitergeben. Ich habe keine Lust mehr, hier rumzustehen. Jetzt soll ENDLICH der Urlaub beginnen!
Schatzi ist total kaputt und beschließt, sich noch einmal hinzulegen. Ich gehe an den Strand. Sommer, Sonne, Strand und Meer! So einen Urlaub habe ich noch nie gemacht und ich bin schon sehr gespannt, wie er mir gekommen wird. Von der Sonne und dem Meerwasser erwarte ich mir außerdem Heilung für meine Haut. Und die Seele und der Geist sollen auch entspannen.
Ich miete zwei Liegen und hau mich in die Sonne. Dann gehe ich ganz allein im Meer schwimmen. Hurra, ich habe meine Ängste gegen unergründliche Gewässer weitestmöglich beilegen können! Ich schwimme ein paar Züge raus und dann wieder Richtung Strand, spiele "Toter Mann" und jauchze vor Freude in den blauen Himmel. Ist das schön!
Als ich aus dem Wasser komme, lächelt mir eine Frau entgegen. "Ist das nicht schön?" rufe ich ihr zu. Sie nickt und lächelt. "Nur Hunger hätte ich langsam", sage ich und sie antwortet "Essen gibt es ja schon". Ich lege mich wieder in die Sonne und trockne langsam. Mein Magen meldet sich, mein Blutzucker sagt "Ich geh gleich baden". Ob es wirklich schon Essen gibt? Meine innere Uhr sagt mir, es müsse so gegen 1, vielleicht halb 2 sein, das wäre hier also 12, halb 1. Ab 12:30 Uhr bis 14:00 Uhr gibt es Mittagessen. Na also, das passt ja dann. Ich zieh mir was über und gehe langsam Richtung Haupthaus. Dort suche ich mir draußen einen schönen Platz zum Essen, bestelle eine große Flasche Wasser und nach kurzem Zögern noch eine kleine Flasche Weißwein. Was soll's: ich hab Urlaub! In aller Ruhe esse ich eine Kleinigkeit von dem überwältigenden Buffet. Draußen wird auch gegrillt. Fisch gibt es, der vorzüglich schmeckt. Die Weinflasche mache ich nicht leer, aber jetzt fühle ich mich gesättigt, gesonnt, beschwingt. Hey, so ist Urlaub!
Zurück am Strand kommt Schatzi. Er hat sich ausgeschlafen und hat jetzt Hunger. Zusammen gehen wir Richtung Restaurant. Es ist noch massig Zeit, um etwas zu essen und ich trinke einfach noch etwas.
Wir kommen zu der Terrasse und ungläubig schauen wir zu, wie eifrige Kellner in Windeseile das Buffet abbauen. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Es ist doch gerade mal 1 Uhr! Ich gehe zu einem wichtig aussehenden Kellner und krame mein letztes bisschen Französisch raus. Wieso bauen Sie das Buffet ab? Es gibt doch Essen bis um 2 Uhr? Verständnislos schaut er mich an, deutet auf seine Uhr, sagt "deux heures". Jaja, das weiß ich. Aber es ist doch erst 1? Oder nicht? Er tippt wieder auf die Uhr "deux heures". "Mais Tunisie n'avait pas le Sommerzeit" Aber Tunesien hat doch keine Sommerzeit! "Oui, oui, Madame. Sommerzeit. Dès Mars."
Okay, wir haben ganz schön blöd aus der Wäsche geschaut. Noch ein schwarzer Minuspunkt für Condor. Und glaube ja nicht, was so im Internet steht! Tunesien hat Sommerzeit, Tunesien hat exakt diegleiche Zeit wie Deutschland. In Tunesien ist es jetzt deswegen nach 14 Uhr und mein armer Mann bekommt nichts mehr zu Essen. Ich bin eine schlechte Ehefrau, die einfach egoistischerweise essen geht, ohne Mann zu wecken, weil sie glaubt, es sei ja noch Zeit genug für ihn.
Schatzi holt sich noch schnell ein bisschen Brot vom Buffet. Wir gehen wieder an den Strand und bleiben dort bis es Zeit wird, sich fürs Essen zurecht zu machen. Keine Frage: diese Mahlzeit hat Schatzi wirklich SEHR genossen!
Am nächsten Tag haben wir die "Frühstück zu früh abgebaut"-Reklamation zurückgenommen. Die Reiseleiterin hatte es gestern aber auch überhaupt nicht geschnallt und ihre Uhr ging auch falsch!
Erholung
Die nächsten Tage vergehen wie im Flug: aufstehen, duschen, Badesachen anziehen, Frühstücken gehen, Strand, sonnen, baden, schwimmen, Mittagessen gehen, Strand, sonnen, baden, schwimmen, duschen und anziehen, Abendessen gehen, Espresso und Gin Tonic trinken, Leute beobachten, faul rumsitzen und noch was trinken, schlafen gehen.
Tag für Tag.
Ist das herrlich!!!
Ausflug
Dann der Tag des Ausflugs: Ich fühle mich wie ein Fremdkörper im Bus. Warum muss ich durch eine Steinwüste fahren und mir alte Steine und primitive Behausungen anschauen, wenn ich doch statt dessen faul am Strand und in der Sonne liegen könnte? Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Ist das noch dieselbe Frau, die ich kenne, die eigentlich aufgeschlossen ist und Land und Leute und Kultur kennenlernen will? Mir ist zum Gähnen.
Der Reiseleiter bemüht sich sehr und erklärt und erläutert auf Teufel komm raus. Wir sammeln wunderbaren, feinen Sand ein, den wir alle sehr bewundern, schauen uns ein Berberdorf und alte Getreidespeicher an, ein Salzsee kreuzt auch noch unseren Weg, aber einen viel größeren haben wir vor 10 Jahren schon einmal durchkreuzt, gehen tief im Süden in Tataouine auf den Markt und erwerben überteuerte Gewürze. Wobei ich so heftig handelte, dass dem Verkäufer nachher fast die Tränen in den Augen standen. Aber hey: ich hab gesagt, ich will nicht so viel haben. Wenn er meint, er müsse noch eine Schippe reingeben und dann noch eine ... ich bin zwar Europäerin, aber nicht blöd. Das hat mir ein bisschen die Laune verhagelt. Ich mag es nicht, wenn ich das Gefühl habe, einer hat nicht profitiert. Ich glaube, dieser Verkäufer hat nicht profitiert. Aber mir war sein Preis einfach zu teuer.
Der Rückweg führt per Fähre über den Kanal nach Djerba, wo die anderen Gäste im Bus untergebracht sind, während die Oase Zarzis, wo wir wohnen, etwa 60km südlich auf dem Festland liegt. Der Reiseleiter, ein pfiffiger Mensch, hat organisiert, dass wir nicht mit dem Bus weiterfahren und alle Hotels abklappern müssen, sondern nach der Fähre von einem Jeep abgeholt und direkt zu unserem Hotel gebracht werden. Er scheucht uns in aller Eile auf die Fähre. Wir müssen also auch nicht warten, bis der Bus auf die Autofähre fahren kann – und es ist noch eine lange Schlange anderer Autos vor ihm – sondern wir dürfen sofort auf die wartende Fähre. Wir wissen gar nicht, wie es uns geschieht, da stehen wir auf einem rostigen Kahn inmitten lauter Einheimischer, die uns ansehen, als seien wir die Außerirdischen. Dabei sind sie es doch

Ärger im Paradies
Dort angekommen muss ich mich leider ärgern: unsere Liegen sind weg! Jemand hat sie gestohlen, sich ihrer bemächtigt, nicht bezahlt und auf unsere Kosten auf unseren Liegen gelegen, diese Betrüger, diese Verbrecher, verdammt noch mal! Der maître nageur Strandwächter versteht nicht ganz, versteht dann doch, sagt "demain, demain", ich, ganz deutsch, sage "Nicht morgen, heute. Jetzt will ich liegen! "Quelqu'un a volé notre" heftiger Fingerzeit auf die Liegen. Was heißt "Liege" auf Französisch?! "Oui, oui", sagt er wieder und "demain, demain" und legt mir eine Auflage auf eine andere Liege. Auch gut. Erstmal. Ich bin im Urlaub. Ich bin nicht in Eile. Ich bin ganz entspannt. "Demain, demain". Das ist fein. Ich atme tief durch, lächle in die Abendsonne und freu mich, dass man auch so ein so klitzekleines Problemchen lösen kann.
Nach einer halben Stunde und ein bisschen plantschen im Meer kann ich dann aber doch nicht raus aus meiner deutschen Haut und laufe am Strand entlang, unsere mit unserer Zimmernummer gekennzeichneten Liegen zu finden. Eine sehe ich auch, aber die zweite ist und bleibt verschollen. Deshalb muss ich am nächsten Morgen zur Rezeption, mit dem Kassierer sprechen, eine Kopie des Zahlbeleges holen, zum maître nageur gehen, neue Liege ausgeben lassen. Mann! Die gefühlten 2 Stunden, die ich dafür brauche, wollte ich eigentlich in der Sonne liegen!
Ich habe mich dann aber doch schnell wieder beruhigt. Ich war zu diesem Zeitpunkt doch schon sehr entspannt. Und der maître nageur hat seit dem Tag morgens immer unsere Liegen schon bestens ausgestattet unter einem prima Sonnenschirm aufgestellt, lange bevor wir an den Strand kamen.
![zufrieden :]](./images/smilies/pleased.gif)
Fliegende Händler, auch "Menschenfänger" genannt

Von Tag zu Tag nahm die Anzahl der am Strand entlang flanierenden Einheimischen, die etwas verkaufen wollten, zu. Da gab es Ketten und Tücher und Zigaretten zu sensationell günstigen Preisen, Fallschirmfliegen vom Boot gezogen, Piratenboot fahren, Boot-Motorradfahren und ich weiß nicht, was noch alles. Die von uns genannten "Menschenfänger" durften nur den Sandstreifen direkt am Meer be"fischen", der Liegestrand war für sie tabu. So musste jeder Gang ins Meer gut bedacht sein und das Heer der "Menschenfänger" genauestens beobachtet werden J. Von einem hab ich mich dann aber doch ansprechen lassen, den fand ich einfach sympathisch. Er bot eine Pferde-Kutschfahrt in den Ort an mit Besuch des Berbermarktes, des Fischmarktes am Hafen und des Marktes in der Ortsmitte. Na gut, der Preis war schnell verhandelt, am übernächsten Tag sollte es losgehen, morgens um 9 Uhr, hinten am Strand. Schatzi fiel fast in Ohnmacht, als ich ihm Bericht erstattete.
Die Pferdekutschfahrt und der Marktbesuch
Wir trafen preußisch pünktlich um zwei Minuten vor 9 Uhr am Treffpunkt ein, da kam uns unser Menschenfänger schon entgegen, um nach uns Ausschau zu halten. Ich sach nur, die Tunesier, die sind preußischer als die Preußen. Sein Bruder würde die Pferdekutsche fahren (während er weiter auf "Beute"suche wäre) und ein weiteres Familienmitglied, ein kleiner Junge, fuhr auch mit. Und los ging es.
Tunesien, besonders der Süden, ist nun ja ganz anders, als wir Europäer es gewöhnt sind. Überall fliegt Müll rum, die Häuser sehen entweder aus wie Bruchbuden oder wie Paläste, die Hauptstraßen sind schon sehr schlecht und den Preis für "die schönste Ortsdurchfahrt" wird wohl keine gewinnen. Die Nebenstraßen aber, sofern man das Wort und die Bedeutung "Straße" benutzen kann, und die sie säumenden Häuser wirken noch weniger vertrauenserweckend. Über solche "Straßen" nun juckelte unser von einem Pferd gezogenes Kutschfahrzeug hinweg. Der Bruder unseres Menschenfängers, Hakan, deutete hierhin und dorthin, erzählte hierzu etwas und erklärte dort was. Zwischendurch sprach er arabisch mit dem kleinen Jungen und telefonierte mit dem Handy. Ganz ehrlich: mir wurde doch ein wenig mulmig. Schließlich bogen wir ab und hielten vor der "ältesten Moschee in Süd-Tunesien". Wir sollten doch absteigen und Fotos machen. Schatzi kam der Aufforderung auch sogleich nach, doch ich fühlte mich gut und sicherer auf der erhöhten Kutsche und dachte, ich könne aus dieser Position besser agieren. Schatzi machte ein Foto von mir und ehrlich: die Anspannung steht mir ins Gesicht geschrieben.
"Willst du nicht absteigen und gucken und Foto machen?" fragte Hakan. Och nö, war doch nett auf der Kutsche ...
Wir fuhren nach geschätzten 100 Fotos weiter zum Hafen. Fischmarkt war versprochen, Fischmarkt haben wir nicht gekriegt. Statt dessen alte, rostige Kähne. Aber immerhin: hier waren noch andere Menschen. Ich wurde langsam lockerer.
Wir kamen am Berbermarkt an, stiegen von der Kutsche und guckten rum. Der kleine Junge immer nah an unserer Seite. Anfangs fanden wir das sehr seltsam, aber schon nach kurzer Zeit kam uns sein "Insider-Wissen" sehr zu Gute. "Hier nur Dinar, keine Euro" beherzigten wir ebenso wie das Weitergehen, als wir uns mit einem Händler im Preis nicht einig werden konnten. Einige Schritte entfernt bestätigte der Junge unsere Einschätzung. Die Araber, die der Händler als Beispiel herangezogen hatte, würden nur 3 Dinar für solch eine Tunika zahlen, von mir wollte der Händler 45 und wurde bockig, als ich nur 5 zahlen wollte.
Anschließend fuhren wir in den Ort hinein und besuchten einen Mini-Souk, den wir erfolgreich mit einigen schönen Einkäufen zu guten Preisen wieder verließen. Die Rückfahrt hätten wir total genossen, wenn nicht ein Sandsturm uns die Augen verschlossen und die Zähne zum Knirschen gebracht hätte. Nach knapp drei Stunden endete unser Abenteuer und wir gingen glücklich ins Hotel, verstauten die Einkäufe und taten dann das, was wir am besten konnten: faulenzen am Strand. J
Katzen
Noch niemals habe ich so verhungerte, kleine, arme Tiger gesehen, mit so hübschen Gesichtern und bettelnd zwischen den Tischen herumlaufend. Was sollen wir als Katzeneltern da anderes tun, als sie zu füttern? Wir sollten ohnehin nicht soviel essen und so fiel eine ganze Menge Fisch und Fleisch für die Tiger ab. Zwei Katzenkinder hatten es uns besonders angetan. Und wenn es auch Leute gab, die unser Verhalten schockierend fanden – die sollten besser auf sich selbst gucken. Leute, die jeden Tag mit denselben Socken in Sandalen und demselben Hemd rumlaufen, sind mir kein Vorbild – so gab es doch eine Vielzahl, die ebenfalls geeignete Brocken "unter den Tisch fallen" ließen.
Wir waren vernünftig. Wir haben nicht versucht, die Katzenkinder außer Landes zu schmuggeln. Aber wir haben das gute Gefühl, in dem Moment, in dem wir vor Ort waren, einigen Kätzchen zu einem wohligen Gefühl im Magen und einem ruhigen Schlaf verholfen zu haben.
Der letzte Tag
Was für ein fürchterlicher Ausdruck: "Der letzte Tag"! Aufwachen mit dem Gefühl "heute müssen wir abreisen". Das Wetter wunderbar. Ein letztes Mal aufwachen mit dem Blick auf das Meer. Schnell, schnell aufstehen und fertigmachen, früh frühstücken gehen und die letzten zwei Stunden am Strand verbringen! Hurra, ist das herrlich! Noch einmal ausgiebig im Meer schwimmen, anschließend von der Sonne trocknen lassen. HACH!
Dann aber ist es soweit: duschen, anziehen, letzte Kleidung in den Koffer packen und die schweren Koffer zur Rezeption rollen. Der Gedanke, man hätte ja Bescheid sagen und darum bitten können, dass jemand die Koffer mit dem Wagen abholt, kam uns leider erst, als wir in der Mittagshitze schwitzend die Koffer zum Ausgang rollten...
15 Minuten hatten wir noch Zeit bis zur Abholung. Ein letzter Gin Tonic (das musste einfach sein J ) in den Arkaden mit Blick auf die herrliche Anlage. Der Fahrer kam, wir wurden wieder per Jeep transportiert, schlenkerte locker Koffer Nummer 1 ins Fahrzeug (mein Koffer, wohlgemerkt!) und wollte dasselbe mit Koffer Nummer 2 machen (Schatzis Koffer *hihihi*), als er, zu spät, das heftige Gewicht des Koffers bemerkte und aus dem lockeren Schlenkern ein schweißtreibendes Hieven wurde. Zu Schatzis Ehrenschutz muss ich zugeben, dass sein Koffer sämtliche mitgenommene Bücher, eine 0,5l Flasche voll Wüstensand und fast sämtliche Einkäufe beinhaltete, während meiner für die Schmutzwäsche herhalten durfte.
Der Heimflug
Wir checkten ohne lange Schlange ein, machten sämtliche Duty free shops und Läden unsicher, aßen und tranken noch etwas und starteten mit 30-minütiger Verspätung mit Tunis Air. Allerdings brauchten wir für den Rückflug nur 2,5 Stunden anstelle der 3 Stunden für den Hinflug. Lag wohl am Rückenwind.
Der Anflug auf Frankfurt geriet sehr wackelig. Ein Luftloch jagte das andere. Angst hatten wir nicht, aber wenn der Magen Richtung Kehle geht, während das Herz aus der Brust zu hüpfen droht, ist schon recht "spaßig". Super-pünktlich landeten wir in Frankfurt. Passkontrolle am Ausstieg, vorbei an desinteressiert wirkenden Zöllnern und hinab zum Gepäckband. Da standen wir nun und warteten. Und warteten. Und warteten. Zwischendurch kamen mal wieder 5 – 10 Koffer, dann wieder lange nix. Endlich unser erster Koffer. Und dann kamen keine Koffer mehr. Und dann stockte das Band. Und um das Band standen noch etwa 15 – 20 Flüggäste aus unserer Maschine. Ich bin sofort zum Gepäcknachforschungsschalter gegangen und habe dem armen Mann gesagt, dass die Tunis Air wohl ein paar Koffer vergessen habe mitzunehmen. Der gar nicht faul hat sofort herumtelefoniert, hier niemanden erreicht, dort dann wieder jemanden. Wissen tat niemand nichts. Er meinte, wir würden jetzt nochmal gucken, ob nicht vielleicht doch noch Koffer gekommen wären. Aber hey, hallo: wenn das Gepäckband stoppt, dann kommt nichts mehr!
Nicht jedenfalls auf diesem Band. Es zeigte sich, dass im wohlorgansierten Deutschland ein Teil der Koffer auf einem anderen Band gelandet war. Wäre das in Tunesien passiert, hätte ich es wohl gleichmütig hingenommen. Aber in Deutschland? Ordentlich, strukturiert, organisiert?!
1 Stunde nach Verlassen des Flugzeuges konnten wir endlich durch die Zollkontrolle und nach draußen gehen, wo die arme Mama schon ewig auf uns wartete. Aus der anfänglichen Freude "ihr seid schon um 18:01 gelandet" war nervenaufreibendes Warten "wo bleiben sie denn bloß" geworden. Die Wiedersehensfreude war groß und gemeinsam begaben wir uns auf die lange Wanderung zum Auto (gefühlte 5 km entfernt im ersten Parkhaus, wenn man auf Flughafengelände kommt).
Wieder daheim
Daheim ist es doch am schönsten. Die Pflanzen sehen super aus, die Wohnung ist sauber und schön, die Katzen haben sich wie verrückt gefreut, die erste Nacht im eigenen Bett war von wunderbarem Schlaf geprägt.
Und doch: dieser Urlaub war so ganz anders als alle unsere Urlaube zuvor. Und wir haben ihn unendlich genossen, jede einzelne Minute des wunderbaren Nichtstuns!