hier ist nun endlich der versprochene Reisebericht von meiner Zeit in Kuba im Februar 2018.
Ach, ich möchte gerne mal nach Kuba… das hatten meine Freundin Annie und ich sehnsüchtig seufzend und fast gleichzeitig geäußert, wenn wir so den Berichten von Kuba-Besuchern aus unserem Salsa-Kurs zugehört haben - und dann haben wir halt Nägel mit Köpfen gemacht. Wenn nicht jetzt, wann dann!?!
Also haben wir Flüge gebucht, Reiseführer gewälzt, stundenlang im Internet nach ansprechenden Casa particulares (Privatunterkünfte) geschaut, eine Route ausgearbeitet, wieder verworfen, mögliche Busverbindungen herausgesucht, Alternativen erkundet, dann noch monatelang Spanisch gelernt, die nötigen Dokumente (Pass, Krankenversicherung, Touristenkarte) zusammengesammelt, nach Möglichkeiten für Salsaunterricht gesucht und in diversen mehr oder weniger hilfreichen Internetforen Tipps und Tricks gesammelt für das Überleben auf Kuba. So gut vorbereitet war es dann endlich nach monatelanger Vorfreude, Spannung und Erwartung soweit …
Tag 1 - 07 . Februar 2018
Havanna!!!! Die Hauptstadt dieses kommunistisch regierten Inselstaates in der Karibik mir ihren 2,1 Mio Habaneros (Einwohner Havannas) und der historischen Altstadt aus dem 16. Jahrhundert wartet auf uns.
An der Kofferausgabe und durch den Zoll geht es schnell, aber bei der Passkontrolle dauert es etwas. Die Passkontrolle ist fast ausschließlich mit jungen Frauen besetzt, und deren Kleiderordnung ist für uns etwas seltsam und würde bei uns als ‚unprofessionell‘ eingeordnet werden: knappe Uniformen mit gewagt kurzen Miniröckchen, und die Beine in Netzstrumpfhosen … zu Hause ist jetzt Karneval, haben die hier auch Kostüme an?? Es sieht etwas nuttig aus, aber das ist nur ein kleiner Vorgeschmack für uns, dass hier die ästhetischen Ideale andere als unsere sind. Der erste Kulturschock sozusagen.
Nach der Passkontrolle wartet draußen schon unser im Internet vorbestellter Taxifahrer Carlos auf uns. Carlos spricht kaum Englisch, da müssen dann schon meine spärlichen Kenntnisse der Spanischen Sprache herhalten.
Das Apartment, ein Casa Particular (Privatzimmer) ist sauber und ok, und wir holen noch Wasser, dann fallen wir nach 32 Stunden Wachsein ins Bett - ohne die Rechnung mit den Habaneros gemacht zu haben, die mögen auch nachts laute Musik. Zum Glück haben wir Oropax.

Tag 2 - 08. Februar 2018
Um halb neun wird uns das Frühstück von unserer hilfsbereiten und freundlichen Vermieterin Raysa über den Balkon angereicht: Kaffee, Milch, Brot, für jeden 2 Spiegeleier, Tomate, diverses Obst wie Ananas, Melone, Papaya und Guaven und eine große Kanne mit frischem Obst-Smoothie, lecker! Es schmeckt uns gut, und wir genießen es.

Die Altstadt von Havanna (Habana Vieja) gehört seit 1982 zum UNESCO Weltkulturerbe, und wir freuen uns darauf, sie zu erkunden, auch wenn große Teile der Altstadt in desolatem Zustand sind. Zuerst einmal machen wir eine Stadtrundfahrt und sehen uns alle Sehenswürdigkeiten an, die so in den Reiseführern als sehenswert gelistet sind.
Das Wetter ist schön, es ist warm, und so können wir im Doppeldecker oben sitzen und die Aussicht genießen. Am Meer entlang auf dem Maleçon, der Prachtstraße Havannas – herrlich!! Es gibt viel zu sehen und überall sieht man Abbilder von Che Guevara oder Fidel Castro. Die Helden der Revolution... und überall ist dieser besondere morbide Charme der Hauptstadt zu spüren und gleichzeitig ihre Lebendigkeit und Fröhlichkeit, eine für uns fremde und exotische Mischung.




Auf geht es zur Salsa-Schule, bei der wir im Internet vorab Salsa-Unterricht gebucht hatten.
Wir sind natürlich gespannt, wie der Unterricht wohl werden wird. Es wird noch ein zweiter Lehrer dazu gestellt, so dass wir nun jede einen Lehrer haben anstatt wie geplant uns einen zu teilen. Uff, das werden zwei harte Stunden… Achmed bringt mir dann geschickt neue Styling-Figuren bei, und auch meine Freundin hat Spaß mit den Techniken, die ihr Osmany beibringt. Es ist anstrengend, bei der Wärme zwei Stunden durchzutanzen, und auch der Jetlag macht sich bemerkbar.

Tag 3 - 09. Februar 2018
Wieder in die Altstadt von Havanna, diesmal zu Fuß und gemütlich. Wir setzen uns in der Calle Obisco, einer der Hauptstraßen in der Altstadt, in ein Café und trinken Kaffee. Ein paar Musiker spielen draußen recht gut kubanische Musik, Salsa, Son, Chachacha, und es wird für die Musiker gesammelt und jeder gibt ein paar Pesos. Der Sänger hat eine Stimme, die wirklich professionell ist, und wir sind ganz hingerissen.

Heute haben wir schon um 16 Uhr Salsaunterricht. Wir leisten uns bis zur Tanzschule ein Coco-Taxi, und heute sind die beiden Lehrer Achmed und Osmany schon ein bisschen lockerer, und wir werden mit Küsschen begrüßt. Zuerst werden die gelernten Figuren setenta, setenta y uno, setenta y dos, Mambo und Italiano noch einmal wiederholt, dann verfeinert in Punkto Stil, Abstand und Rhythmus und so. Macht Spaß!
Eigentlich wollten wir ja noch zum Tanzen auf eine Salsaparty in die Stadt, aber da sich der Jetlag bemerkbar macht und wir heute eh schon viel getanzt haben, gehen wir ins Bett. Mit Oropax. Heiße Nächten in Havanna gibt's dann morgen. Oder so...

Tag 4 - 10. Februar 2018
Zuerst zum Hotel Beauville, von dem aus man eine tolle Aussicht hat.


Danach schlendern wir am Maleçon entlang Richtung Altstadt.
Hier noch ein paar Impressionen:


Auf dem samstäglichen Immobilienmarkt gibt es die Wohnungsangebote -
das kubanische Immobilienscout :-)!



Nach einem Inbiss und Kaffee gehen wir noch ins Tabakmuseum, und die Frauen dort erklären uns einiges und sind sehr nett.
Dann weiter zum Plaza Vieja, dort ist alles schön restauriert und ansprechend.


Ein Eisverkäufer bietet Kokoseis an, und wir setzen uns mit unseren halben Kokosnüssen auf eine Treppenstufe und genießen es, einfach nur da zu sitzen und Leute zugucken.
So vergeht die Zeit, und müssen wir uns beeilen, um noch rechtzeitig ins Rum-Museum zu kommen. Endlich finden wir es, können gerade noch ein paar Fotos machen, dann wird schon geschlossen.

Auf dem Rückweg landen wir in einer Bar, es wird Musik gespielt, und da uns ein ziemlich lästiger Verehrer auffordert, tanzen wir auch mal, aber er kann icht mal den Takt halten oder irgendwelche Figuren, und so geben meine Freundin und ich mit unseren Steps, Footwork und Shines eine Solo-Show, bei der sogar die Leute von der Straße stehen bleiben und gucken, hihi.
In einem günstigen Moment machen wir, dass wir in der gegenüber gelegenen Pizzeria verschwinden und noch eine Pizza essen. Ein bisschen Oregano wäre nicht schlecht gewesen...
Dann machen wir uns auf den Weg nach Hause. Wir sind geschafft und duschen, sitzen dann im Nachthemd auf dem Balkon, um den Tag sacken zu lassen. Da taucht auf dem Nachbarbalkon der Bruder von Raysa auf, und er belabert uns auf Spanisch. Gegenüber auf dem Balkon wird laut Musik gemacht, Salsa und Reggaeton dazu getanzt und sie fordern uns auf, mitzutanzen, und nach kurzer Zeit entwickelt sich mit den Jünglingen vom Balkon gegenüber ein dance battle!

Wir natürlich schon im Nachthemd, wohlgemerkt! Egal, es ist Samstag: FIESTA!! Wir haben total Spaß und sind uns einig, dass das authentischer und auf jeden Fall lustiger ist als wir es uns für den Ausklang des heutigen Abends vorgestellt haben.
Tag 5 - 11. Februar 2018
Heute geht es nach Trinidad, ca. 315 km entfernt. Unser Taxifahrer Carlos ist pünktlich da.
In unserer Casa in Trinidad empfängt uns unsere äußerst patente Vermieterin sehr herzlich. Das Apartment mit den 2 Zimmern, Bad (wir haben sogar vier (4!) Rollen Toilettenpapier!) und Terrasse ist schön. Wir haben es gut angetroffen und wir bestellen bei ihr das übliche Frühstück für unseren Aufenthalt.
Dann erkunden wir die Stadt, wir haben Hunger und es gibt ein Schweinebrötchen.

Bis zur Mitte des 19. Jh. war Trinidad eine der bedeutendsten Zuckermetropolen Kubas, außerdem gab es Tabakanbau und Viehzucht. Hier in Trinidad sind die Häuser (viele im alten Kolonialstil) sehr farbenfroh und leuchten in der Sonne in blau, grün, pink und allen Farben, im Unterschied zu denen in Havanna. Dafür sind die Straßen oft mit Kopfsteinpflaster ausgelegt, was ein bisschen auf die Füße geht. Flaches Schuhwerk ist empfehlenswert.

Endlich gelangen wir auch zur Casa de la Musica, von der wir schon viel gehört hatten. Draußen sitzen viele Leute, man kann was trinken und der Musik zuhören, im Moment ist es jedoch still.

Die Kollegen der Musiker vom Buena Vista Social Club:

Tag 6 - 12. Februar 2018
Wir wollen mit der Dampflok zum Valle de los Ingenios fahren, die soll um 9:30 abfahren. Als wir dort ankommen, läuft ein ‚Pilote‘ herum und meint, ‚no tren‘. Heute keine Dampflok, vielleicht morgen. Mañana. Vielleicht. Hmpf.

Ok, das ist Kuba, dann eben Plan B: ein Ausflug zum Wasserfall, das wäre auch nett. Wir haben die Wahl zwischen Pferd oder Kutsche. Aber meine Freundin und ich sind uns einig, dass wir uns nicht auf ein Pferd setzen, lieber mit der Kutsche zum Wasserfall. Ja, Kutsche wäre schön, das klingt so gemütlich... Wir buchen eine, und als wir dann wie vereinbart ankommen,entpuppt sich die Kutsche als klapprige Kiste ohne Federung, ohne Polsterung und ohne Verdeck, au weia! Gut, dass wir uns wenigstens ausgiebig mit Sonnenschutzcreme eingecremt hatten…Wir haben 2 Guides zur Seite, einer spricht leidlich Englisch, der andere lenkt die ... ähm Kutsche.

Die Strecke ist teilweise sehr (!!) abenteuerlich! Steine, tiefe Furchen und größere Matschfelder, dann durch einen Bach und durch etliche Schlammlöcher, die von den beiden Boys lachend mit ‚Cuban chocolate!‘ kommentiert werden. Wir hatten uns das irgendwie gemütlicher und entspannter vorgestellt. Fotos gibt's leider nur wenige, denn wir müssen uns fest an der Armlehne anklammern, um nicht bei der Fahrt über die großen Hubbelsteine herauskatapultiert zu werden oder bei den tiefen Furchen Schlagseite zu bekommen, was für eine Höllenfahrt! Ich habe hinterher am rechten Arm blaue Flecken vom Anklammern bei holperiger Fahrt.


Zwischendurch Pause bei einem Kaffeebauern. Der Kaffee wird in einem Mörser zerkleinert, mit Musik und begleitendem Gesag. Der Kaffeefilter sieht irgendwie aus wie eine alte Socke. Wir gucken lieber nicht so genau hin...

Endlich sind wir am Wasserfall.

Als Sitzgelegenheit: der spitze Steinboden, nicht sehr einladend. Unsere Boys machen Musik und springen vom Felsen.

Es geht wieder zurück, und wir beide sind nur froh, wenn wir von dieser Höllen-Kutschfahrt heil wieder nach Hause kommen und wenn die blauen Flecken an meinem Arm vom Umklammern der Eisenlehne die einzigen Blessuren sind.
In der Casa erholen wir uns erst einmal. Nach dem Abendessen sind unsere Lebensgeister wieder erwacht, und wir gehen noch aus, tanzen ein bisschen Salsa.
Tag 7 - 13. Februar 2018
Mal schauen, ob wir heute mehr Glück haben mit dem Zug. Heute klappt es, aber wir müssen wegen großem Andrang leider stehen. Der Zug fährt durch die schöne laue Luft, und unterwegs darf natürlich Musik nicht fehlen!! Der Zug fährt übrigens offen, kleiner Tipp: nicht zu nah vorn an der Dampflokomotive sitzen! Es ruckelt und rumpet bis Iznaga, wo er Halt macht und wir aussteigen.

Trinidad verdankt seinen Aufstieg dem Zucker und dem damit verbundenen Sklavenhandel. Hier hat 1830 die Pflanzerfamilie Iznaga mit dem Bau von Zuckermühlen begonnen, der Ort verhalf Trinidad zum Aufstieg zur bedeutendsten Zuckermetropole Kubas.


Zuckerrohrfelder:

Hier gibt es eine ehemalige Zuckerfabrik (heute ein Museum) zu besichtigen, hier haben früher Sklaven hart arbeiten müssen...Heute ist frisch gepresster Zuckerrohr-Saft im Angebot.

Dann geht es zurück nach Trinidad. Hier ein paar Impressionen:







Junge Kubanerinnen und ältere Touristen...

Wir spazieren noch über den Platz an der Casa de la Musica und sitzen im Park auf einer Bank, und mit Hilfe von zwei Kubanerinnen versuchen wir, ein nettes Restaurant zu finden und landen wir schließlich beim Haus von Raimon, genannt ‚die schwarze Koralle‘, seine Hautfarbe macht seinem Spitznamen alle Ehre. Seine weißen Zähne blitzen, wenn er lacht, und er spricht gut Englisch. Er ist Fischer, fährt morgens raus und holt das, was er am Tag verkauft oder abends für seine Gäste zubereitet. Für 15 CUC will er uns für morgen Lobster machen, mit Krabben und allem Drum und Dran.

Das Lokal sieht ganz einladend aus, aber wir gucken wohl skeptisch, denn er meint, wenn es uns nicht schmeckt, zahlen wir gar nichts, wenn wir nicht satt werden, kriegen wir nach. Aber er braucht ein JA oder NEIN, weil er sonst die Lobster an Restaurants verkauft. Ok, wir lassen uns drauf ein und sind gespannt, was uns da morgen wohl hier erwartet.
Fortsetzung folgt!