
Sie haben sich alle drei sehr gut entwickelt, sind gesund, munter und tollen ihrem Alter entsprechend durch die Gegend.

Tristan, der anfangs zwar schüchtern, aber dennoch aufgeschlossen war, hatte sich zeitweilig sehr zurückgezogen, ohne dass ich wirklich einen Grund erkennen konnte. Wir argwöhnten ja, dass er derjenige war, der mit dem Markieren angefangen hatte (was übrigens wieder aufgehört hat). Eine böse Unterstellung, für die ich mich zwischenzeitlich entschuldigt habe.
Ich habe mir seine Zuneigung wieder schwer erarbeiten müssen, wobei ich bis heute nicht weiß, wodurch ich sie verloren hatte. Und doch war es eigentlich so einfach. Während die anderen Katzen automatisch immer um mich herum sind, sich da rumtreiben, wo ich mich im Haus aufhalte, möchte Tristan gern gebeten werden. Spreche ich viel mit ihm, rufe ich in immer wieder mal, gehe ich von mir aus regelmäßig auf ihn zu, kuschel ihn - dann ist er zufrieden, schnurrt und kommt auch von sich aus mal kuscheln. Er ist immer noch sehr sanft und sehr sensibel, simples Staubsaugen verstört ihn für mindestens 5-6 Stunden. Auch ist er der größte Individualist von ihnen. Er zieht sich gern mal zurück, hat für 2-3 Stunden gern seine Ruhe. Inzwischen kommt er aber auch zu mir und fordert seine Spielzeit energisch ein. Dann brubrut er endlos, läuft wieder und wieder um mich herum, läuft vor, kommt zurück ... bis ich endlich mit dem Laserpointer seine Spielleidenschaft befriedige. Tristan ist ein begeisterter Spieler, fängt Bälle mit irrer Präzision und er klettert unglaublich gern. Nach wie vor ist er sicherlich der intellektuellste der drei Zwerge und deswegen ein bisschen schwer zu beschäftigen.
Gerade weil Tristan ein bisschen komplizierter ist, liebe ich ihn sehr. Er fordert viel von mir und lässt mir so schnell keinen Patzer durchgehen. Wenn er sich nachts an mich kuschelt, dann weiß ich dieses Bekundung seiner Zuneigung besonders zu schätzen.

Sam ... der große schwarze Schranksitzer. Ex-Schranksitzer! Gewiss ist er derjenige, der die größte Entwicklung hinter sich gebracht hat. So scheu und panisch er anfangs auch war, so aufgeschlossen, anhänglich und lustig ist er heute. Sam liebt zwei Dinge: Futter und seine Frieda! Das gepaart mit seiner selbst für Katzen unglaublichen Neugier haben den Wandel vollzogen! Frieda war und ist für ihn eine Art Medium. Er will bei ihr sein, da sie immer bei uns ist, ist es nur folgerichtig, dass Sam auch viel bei uns ist. Und wer ihn füttert, kann ja prinzipiell nicht böse sein.

Ich bin seine Hauptbezugsperson, weshalb ich ihn schon seit Monaten auch streicheln darf. Nicht, wenn er läuft. Aber wenn er irgendwo liegt. Und wenn man seine Hand einmal auf seinem Fell hat, darf man auch überall hin. Pfötchen, Bauch, Ohren - es gibt keine Sperrzonen. Bei einem dieser Erkundungsgänge über seinen Körper habe ich vor geraumer Zeit entdeckt, dass seine Schwanzspitze ganz oben abgeknickt ist. Er reagiert nicht druckempfindlich darauf, aber als ich ihn fragte, was ihm da schlimmes widerfahren sei, legte er nur seine Riesenpfote auf meine Hand. Reden wir nicht mehr darüber.
Sam ist ein Grobmotoriker erster Güte, was gewiss seinem immens kräftigen Körperbau geschuldet ist. So sieht es immer ein wenig ungelenk aus, wenn er spielt. Leider unterschätzt er manchmal seine Kräfte und sein Gewicht beim Spielen. Wenn er mit Frieda rangelt (er ist doppelt so groß, doppelt so schwer), und sich dann quietschend auf sie wirft, röchelt die kleine Puppe nach kurzer Zeit, knurrt ihn dann an, faucht und rennt weg, so bald sie kann. Er sitzt dann immer mit zerknirschtem Gesichtsausdruck da - "Ich wollt doch nur spielen?!". Gott sei Dank hält der Zwist aber auch nie lange an. Er ist auch ein Genießer, der sich vor Wonne herumwälzt, wenn Frieda ihn putzt. Insgesamt ist er ein sehr lustiger Kerl, unkompliziert in allen Lebensbereichen und sicherlich derjenige, der das sichere und ruhige Heim hier am meisten schätzt. Manchmal, wenn er sich abends auf dem Bett neben mir zusammenrollt, dann seufzt er ganz tief, schnurrt und schließt die Augen. Dann weiß ich, dass er sich gerade sagt "Ich habe so ein verdammtes Glück!".
Frieda ... Frieda ist nach wie vor der Sonnenschein, der sie von Tag 1 an gewesen ist. Frieda-Luise Sonnenschein. Sie ist den ganzen Tag immer bei mir, kaum einen einzigen Schritt mache ich ohne sie. Seit ich daheim bin, ist das für sie schon ein wenig stressig, weil ihr ja die Ruhephasen tagsüber fehlen. Wenn mein Mann dann abends heimkommt, springt sie ihm freudig entgegen, sagt ganz klar "Super, dass Du da bist! Ich hatte total viel Stress mit ihr heute, jetzt bist Du dran mit Aufpassen!", dann rennt sie zur Couch, rollt sich ein und pennt erstmal tief und fest ein halbes Stündchen!
Frieda spielt viel, gern und benötigt dafür lediglich ein Papierknübbelchen, das sie auch begeistert immer wieder apportiert. Sie beschäftigt sich stundenlang mit diesen Dingern, notfalls auch ganz alleine. Und wehe, die Jungs wollen es auch mal bepfoteln - da gibt's aber ordentlich was auf die Mütze! Sie ist in vielen Dingen schon ein typisches Weib. So rennt sie z. B. auch hier durch's Haus und meckert lautstark vor sich hin, wenn ihr etwas nicht passt. Sie kann schrecklich beleidigt sein und auch so gucken, aber Gott sei Dank verzeiht sie auch genau so schnell wieder. Sie kaut schwer daran, nicht immer die Nummer 1 zu sein, fügt sich dann aber doch in ihr Schicksal. Wie ich eine einzige Stunde am Tag ohne sie sein kann, versteht sie definitiv nicht. Sie ist eine absolute Kuschelbraut, die sofort schnurrt und sich räkelt und streckt, die sich so in Rage treteln kann, dass sie Sturzbäche sabbert vor Wonne. Frieda ist meine Traumfrau!

Die Zwerge spielen zusammen, sie rangeln miteinander. Da wird auch mal gefaucht und geknurrt, aber niemals ist hier Blut geflossen, niemals arten diese Kabbeleien aus. Im Prinzip sind es Pfotkämpfe, die Krallen bleiben immer drin. Es wird sich gegenseitig geputzt, es wird zusammen gelegen. In allen möglichen Kombinationen, die nach mir nicht plausiblen Regeln quasi täglich mehrfach wechseln. Es ist insgesamt eine sehr friedliche, harmonische und spielfreudige Gemeinschaft. In Puncto Futter sind sie unkompliziert - sie fressen alles ohne Murren. Tristan ist allergisch auf Getreide, weshalb ich da auf das Futter besonders achten muss. Inzwischen haben wir aber einige Sorten, die wir über sandras tieroase ordern, ausgetestet und für gut befunden. Aber selbst als ich mehrere Tage lang Panacour geben musste, haben sie das anstandslos mitgefressen. Ich bin sehr froh darüber, dass sie da unproblematisch sind.
Ich bin so froh, dass sie uns damals ausgewählt haben. Ich hätte keine besseren Katzenfreunde finden können und bin bis zum heutigen Tage dankbar dafür. Sie hatten es gerade in den ersten Monaten nicht leicht mit mir, denn ich war nach den ganzen Verlusten gar nicht so richtig in der Lage, meine Liebe so freizügig zu geben. Sie waren geduldig mit mir, insbesondere Frieda hat sich nicht irritieren lassen und hat mir gegeben, was ich ihrer Meinung nach am nötigsten brauchte. Ich bin so dankbar dafür, dass sie daran geglaubt hat, dass ich wieder lieben kann, wo ich selbst eine Weile gezweifelt habe, ob ich nochmal zu so tiefen Gefühlen fähig sein werde.
Trotz allem vermisse ich Linus bis zum heutigen Tage. Wenn es ganz schlimm ist, erzähle ich den Zwergen abends kleine Linus-und-O'Melley-Geschichten. Dann rücken sie alle drei ganz eng an mich heran, kuscheln sich an und lauschen schnurrend. Man soll die ganz Großen der Vorfahren ja auch nicht vergessen und die Erinnerung an sie ehren.
Ich bin der Großen Katze sehr dankbar für diese drei Katzen, die mit all ihren Besonderheiten mein Leben so sehr bereichern.
