Blutbad *schock*

[She65]

Mir ist immer noch ganz anders zumute...

Als ich heute morgen noch so schön kuschelig im Bett lag, Sira am Kopf, die Pfoten auf meinem Arm, Zwacki und Justin zwischen meinen Beinen, Furby nebenan im Papas Bett (der Gatte war auf dem Markt einkaufen), da hörten wir draußen Schnucki, die lauthals schrie. Das macht sie oft, wenn sie ins Haus möchte und keine Lust hat, sich durch die Katzenklappe zu zwängen. Ich wollte gerade die traute Gemeinschaft im Bett verlassen, als es rummste und das getigerte Katzenmädchen den Weg offenbar alleine in die Wärme geschafft hatte.

Später bin ich aufgestanden und habe mir nichts Böses dabei gedacht, als ich ein paar kleine Federn fand. Auch der Blutstropfen auf dem Steinfußboden in der Küche machte mir noch keine Sorge, weil nach "Untersuchung" der Gonzen keiner augenscheinlich blutete. Also habe ich Kaffee gekocht, das Frühstück vorbereitet, wurde richtig wach, als ich noch ein paar Federn im Flur entdeckte. Hätte ich bloß die Tür nicht geöffnet...

Draußen im Innenhof, auf dem Sims, sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Das kann man nicht beschreiben, das war einfach nur furchtbar, überall Blut, Federn, selbst die Hauswand trug die Spuren dessen, was dort passiert war. Als ich wieder ins Haus kam, fand ich das Tier, das auf so grauselige Weise sein Leben gelassen hatte. Es war ein Star, der den Weg in den Süden nicht geschafft hatte.

Ich habe irgendwie Panik bekommen, bin ins Büro und habe meinen Mann angerufen, dass er bitte sofort nach Hause kommen möge. Das tat er, noch vorm Frühstück haben wir Großputz veranstaltet.

Schnucki liegt seitdem auf der Couch, das kleine blutverschmierte Mäulchen ist inzwischen wieder fast sauber geleckt. Sie sieht ganz zufrieden aus, wie sie so da liegt. Und sie konnte es absolut nicht verstehen, warum ihre Menschenmama vorhin so hektisch mit den Armen wedelte und spitze Schreie ausstieß. Manchmal verstehe ich sie nicht, die Gonzen.

[der gatte]

Ja, so sind sie, unsere Racker. Wir sind schockiert und sie können nicht einmal ahnen wieso.
Unsere Mietzi hat vor 2 Wochen ein Dompfaffmännchen gekillt. das hat mir schier das Herz gebrochen, da ich weiß, dass die Gimpel eine Ehe bis zum Tod führen und Mietzi mal kurz ein Weibchen zur suchenden Wittwe gemacht hat. Ich hab ihn dann im Garten begraben ...

[She65]

Danke, lieber Gatte, dass wenigstens ein Mensch Mitgefühl zeigt.

Mir ist klar, dass es Raubtiere sind, die wir, die Katzen bei sich aufnehmen, beherbergen, kleine Monster mit spitzen Zähnen und einem Jagdtrieb mit guten Ergebnissen. Es kommt immer wieder vor, dass Freigänger Mäuse heim bringen, Vögel ab und an, auch ein Frosch hat sich hier schon verirrt. Das heute Morgen mit soviel Blut zu sehen, das hat mein friedliches Menschenherz schon zum Zerspringen gebracht.

Es ist unter Anderem ein Grund, warum ich nie im Leben mit Katzen leben wollte. Sie sind so wild, so ungestüm oft, machen Dinge, die die Berserker nicht besser hätten erledigen können. Und dann gibt es noch die andere Seite... sie sind so freigiebig, so zärtlich, so unabhängig, so scheint es. Doch das ist es nicht, sie sind so autark, dass es mir manches Mal fröstelt vor Ehrfurcht und Wohlergehen.

Ich sollte wohl anders fühlen, weil der Kreislauf von Leben und Tod für mich etwas Natürliches ist. In solchen Momenten wie heute Morgen bin ich einfach nur erschrocken und fühle mit dem Tier, das hier so scheinbar sinnlos sterben musste.

[Gytha]

Ach She, ich kann deine Panik schon gut nachvollziehen
Und ich finde es auch immer wieder erschreckend, in welche tödlichen Raubtiere sich unsere sonst so sanften und schmusigen Tiere verwandeln können. Aber was will man machen, es ist halt ihre Natur.

[Lacrimosa]

Oh da hätt ich auch geschrien und mit den Armen gefuchtelt.
Ich kann auch nicht sehen, wie Mäuse gefangen und verspeist werden Auch wenn das in der Natur der Dinge /Tiere liegt..

[Tigo]

Oh, she, ich kann Deine Reaktion und Dein Empfinden gut verstehen. Mir stehen auch jedes Mal die Nackenhaare zu Berge, wenn ich am Stall dabei zusehen muss, wie eine leichtsinnige Schwalbe mal eben im Flug von Teti oder Elsa gestreckt wird.

Das ist übrigens der einzige Grund, warum ich froh bin, dass Frau Elsa sich gegen ein Leben als Hauskätzin entschieden hat. Sie hatte gleich sichtliches Interesse an meiner Vogel-Futterecke.

[rlm]

...und vielleicht hat Schnucki den Star nur von einem Leiden erlöst, dass ihn eben nicht in den Süden fliegen lies??? Weißt Du es?

[Walpurga]

Oh liebe She, deine Gefühle kann ich gut nachvollziehen. Uns zerreißt es jedesmal das Herz, wenn ein Vögelchen dran glauben muss oder wenn ein Mäuschen nach Hause geschleppt und zum Spielen missbraucht wird. Wie oft wir schon Mäuselebenretter waren, kann ich nicht mehr zählen. Und das Schlimmste war, als einer unserer Drei einen Vogel nur halb getötet und liegengelassen hatte. Da musste ich zum Gnadenstoß ansetzen. Schrecklich!

[She65]

Danke für euer Mitgefühl, es geht gleich nach dem eigenen Fühlen weiter an den armen Vogel, der nun mit den Vergangenen flattert, springt oder auch läuft.

So sehr ich auch um die Zusammenhänge von Jagen, Töten und Instinkt weiß, so sehr nimmt es mich doch jedes Mal mit, besonders mit so deutlichen Hinterlassenschaften. Erst heute Nachmittag konnte ich wieder mit Schnucki schmusen, für sie war das völlig normal, sie hat mich überhaupt nicht verstanden, warum ich sie nicht so nah wie sonst mag. Sie ist ja ohnehin des Gatten Katze, sein Ein und Alles, deshalb verschwand sie auch in seine Richtung nach dem Anblick meines angewiderten Gesichtsausdruckes.

Rlm, das war es, sonst hätte dieser Star die Reise wie die anderen angetreten. Sie sehen es nämlich so, sie fühlen es auch, nur mir fällt das Hinnehmen trotz Wissen darum so unendlich schwer.

[Rouva]

Oh weh, das ist ja wirklich heftig. Da hat Schnucki sich aber richtig ausgetobt. Als ich noch Freigänger hatte, war das auch jedesmal ein Drama, wenn sie wieder mal ihrem Instinkt gefolgt waren und eine Maus oder einen Vogel angeschleppt hatten. Mir haben die armen Tierchen auch immer schrecklich leid getan und ich habe mir Gedanken gemacht über mögliche Kinder, die nun vielleicht irgendwo verhungern etc. Man kann sich nur immer wieder sagen, dass das einfach Katzennatur ist und sie nicht anders können. Aber wirklich dran gewöhnen konnte ich mich nie.

Liebe Grüße, Rouva