Ich fahre gerne nach Karlsruhe

[Susanne5]

Manchmal, wenn ich Abstand vom Alltag brauche, ich es nicht mehr mag, wenn mich jeder auf der Straße kennt oder mich der Kulturhunger packt, fahre ich mit der Schwarzwaldbahn nach Karlsruhe.
Karlsruhe hat hier (am Bodensee) einen denkbar schlechten Ruf. Es war im Krieg furchtbar zerstört, wurde wie so viele Städte schnell und nicht besonders schön wieder aufgebaut. Es war früher badische Hauptstadt und steht seit 1952 immer im Schatten des größeren und großartigeren Stuttgarts. In Baden zieht man Heidelberg, Freiburg, Baden-Baden und Basel als Kulturstädte vor. Nachdem ich mal in Karlsruhe war, kann ich es nicht mehr ganz nachvollziehen.
Ich fahre gerne nach Karlsruhe,
-weil es wunderbare Museen hat.
Meine Lieblingsmuseen sind das Landesmuseum im Schloss mit schönen Wechselausstellungen. Im Moment wird "Jugendstil am Oberrhein" ausgestellt mit vielen Exponaten (Bilder, Bücher, Mode, Möbel) und sehr guten Erläuterungen, die Staatliche Kunsthalle und die Städtische Galerie im Gebäude des ZKM.
-weil es etliche schöne Plätze und Parks hat. Der schönste ist der riesige Schlosspark.
-weil ich gerne ins Theater und in die Oper gehe. Beim letzten Besuch war ich im Kammertheater, dort werden üblicherweise Kommödien gespielt und in der Staatsoper in "Figaros Hochzeit" Die Oper steht bekannteren Häusern in nichts nach.

Ich gehe gern in den Zoo, nicht so groß wie Hellabrunn oder Hagenbeck, aber mit schönen Gehegen, die momentan vergrößert und verbessert werden. Die erste Bundesgartenschau war die Keimzelle von Zoo und Stadtgarten.

Ich fahre gerne mit der Straßenbahn und der S-Bahn durch die Stadt oder in die schöne Umgebung.
Zum Einkaufen ist Karlsruhe nicht besser oder schlechter als andere Städte ähnlicher Größe, aber das interessiert mich nicht so sehr.
Ich habe bisher im Hotel Eden, im Hotel am Tiergarten und im Hotel Erbprinzenhof übernachtet. Alle drei sind empfehlenswerte, aber nicht luxuriöse Häuser. Im Hotel Eden sollte man sich nicht in der obersten, sehr verwohnten Etage einquartieren lassen. Das Hotel am Tiergarten ist direkt am Bahnhof, hat aber nach hinten ruhige Zimmer und Aussicht zu den Flamingos im Zoo. Das Hotel Erbprinzenhof ist in der alten Innenstadt (also im Bereich der Fächer). Staatstheater, Schloss, Markt, der Nordeingang des Zoos sind in Fußwegentfernung. Die Zimmer sind etwas klein, aber mit dem üblichen Komfort eingerichtet.

Zum EInkehren gefallen mir die "Alte Bank", das Cafe´ Endle mit wunderbaren Kuchen und das Café Salomon mit phantasievollen Bagels am besten.

[yoshi]

Susanne, da hast du aber eine schöne Liebeserklärung abgegeben ...

Ich habe einen großen Teil meines Lebens in Karlsruhe verbracht, bin dort aufgewachsen, hab meine Schulzeit dort verbracht und dort studiert. Später hab ich oft meine Eltern dort besucht, meine Mutter lebt immer noch dort.

Stimmt, der Schlossgarten und der Stadtgarten mit dem Zoo sind klasse. Es gibt noch viel mehr schöne Ecken in der Stadt und schöne Stadtviertel mit alten Jugenstilhäusern und viel Grün. Aber leben möchte ich in KA nicht mehr. Allein das Klima im Oberrheingraben, vor allem im Sommer - da fühl ich mich nicht mehr wohl. Die Dunstglocke, die oft über der Stadt hängt - im Sommer und im Winter. Die Fußgängerzone in der Stadtmitte - fast nur noch Läden und Ketten, die es in allen deutschen Städten gibt - austauschbar. Die Stadtbahn, die sich dort - dank hoher Fraquenz - mitten durch die Menschen schiebt.

Aber vielleicht gehts mir wie vielem anderen - die Dinge, die man gut kennt, betrachtet man viel kritischer. Sieh es mir also nach, meine Liebe zu dieser Stadt ist etwas eingeschränkt. Dir wünsch ich noch viele schöne Aufenthalte dort.

Übrigens kann man am Wochenende gut im Novotel übernachten - direkt am Stadtgarten, Stadtbahnhaltestelle vor der Tür.

[Susanne5]

Ja Yoshi, die eigene Heimatstadt sieht man kritischer. Ich komme aus Tübingen, für viele das Nonplusultra einer alten Universitätsstadt, malerisch am Neckar gelegen, mit einer tollen Kulturszene. Ich verbinde damit aber auch sehr viel pietistische Strenge, immer noch relativ unfreundliche, rasch überforderte Gasthäuser und einen hochnäsigen Bildungsdünkel, dass es kracht. Das andere ist natürlich auch da. Dafür fahr ich dann mal zum Klassentreffen oder zu Schwiegermutter. Leben wollte ich da nicht mehr.

Kannst Du noch was über das Novotel schreiben? Ich kenne es nur von außen. Es ist ja nicht unbedingt ein einladendes Gebäude, aber das sagt ja nichts über die inneren Qualitäten.