Anschließend fuhren wir weiter Richtung Damp und auf Mutters Campingplatz. Dort wurden wir schon sehnsüchtig erwartet.
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug nach Kappeln. Schließlich wollten Männe und ich endlich mal sehen, wo der Landarzt seine Praxis hat. Wir suchten Deekelsen!
Wir liefen durch Kappeln und Mutter, Onkel und Tante zeigten uns das Aurora, die Stammkneipe des Landdoktors und seiner Kumpane. Die Gastwirte waren sehr, sehr nett und hatten nichts dagegen, dass wir nur reinkamen, mit großen Augen staunten und Fotos machten. Wir kamen später wieder, um etwas zu trinken. Ist ja sonst auch gemein.
Immerhin, das Aurora liegt am Deekelsen-Platz. So gingen wir durch Kappeln, bei schönstem Sonnenschein, aber heftigem Wind (ich hasse Wind!!!!). Ich kaufte mir ein Haarband, damit ich nicht ständig Haare im Gesicht und Mund hatte. (Lacht nicht!). Am Hafen kamen gerade einige Leute mit ihren Schiffen an. Fasziniert schaute ich zu, wie sie einparkten und hätte zu gern gesehen, wie sie das mit dem Anleinen machen, wenn gerade mal keiner an der Mole steht, um ihnen zu helfen. Springen sie dann todesmutig über die Reling auf die Mole? Ich konnte es nicht herausfinden, denn immer, immer stand jemand da und half. Ganz selbstverständlich und ohne lange zu fragen. Was bin ich froh, dass Wisser dort waren. Wir armen Landratten wären völlig überfordert gewesen.
Duch das Spazierengehen und die viele Seeluft waren wir hungrig geworden und gingen zum Mittagessen in die Schmiede. Natürlich gab es Fisch.
Anschließend fuhren wir zur Tourist-Info. In der hintersten Ecke, unter vielen, vielen anderen Prospekten, Angeboten und Verkaufspapieren lag unscheinbar ein kleiner Folder „Wo ist Deekelsen?“ Offenbar in privater Inititative eines Einheimischen entstanden. Danke, lieber Unbekannter!
So fuhren wir weiter nach Lindaunis, wo es einen kleinen Yachthafen an der Schlei gibt, sehr idyllisch gelegen und wunderschön anzusehen durch die schilfbewachsenen Ufer. Unweit davon biegt man ab und kommt an den Hof, der das Doktorhaus ist. Das Haus gefällt mir im Fernsehen immer besonders gut. Alles wirkt so idyllisch. Hachz! Dort angekommen konnten wir ein kleines Gefühl der Enttäuschung kaum verbergen. Das Haus ist relativ verfallen, alles sehr ungepflegt. Das Dach sieht aus, als würde es bald zusammenbrechen. An den Fenstern und links des Hauses, als Rückwand zum Hof, wurden Plastikblumen befestigt. Sicher praktisch für die Fernsehaufnahmen aber ach: so unromantisch! Der Hof ist abgesperrt, das hintere Haus, in dem die zweite Praxis ist, durch zwei Lastwagen des Filmteams verdeckt. Vermutlich wurde das Haus ans Fernsehen vermietet und steht ansonsten leer und gammelt vor sich hin. Zu schade! Wir sind Fans alter Häuser und Gehöfte und es tut uns weh, ein so schönes Haus verfallen zu sehen.
Wir hätten gern noch Hinnergsens Kräutergarten angesehen, aber es ging aus der Broschüre nicht hervor, wo genau er sich befindet. Ich könnte mir schon vorstellen, dass es sich um einen öffentlichen Garten handelt. Schließlich sind Kräutergärten sowas wie „en vogue“.

Dafür fuhren wir auf dem Rückweg noch zum Gut Damp, dessen „Kuhstall“ das „Kuhhaus“ und ein Restaurant ist. Das Schicki-Micki-Restaurant aus der Serie. Leider ist es geschlossen und wird wohl nur noch als Event-Location mit externem Catering genutzt, so unsere Vermutung. Auch hier Zeichen von Ungepflegtheit. Wie schade! Das Restaurant war einige Zeit in Betrieb, allerdings so teuer, dass die Anwohner nicht hingingen. Es passierte, was in solchen Fällen immer passiert, wenn Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen.
Am Dienstag fuhr mein Mann zurück. Er hatte noch Termine in Hamburg und machte sich anschließend auf den langen Weg nach Hause. Wir dagegen fuhren nach Kiel zum Ikea. Den Hafen habe ich nicht gesehen, das steht für nächstes Jahr auf dem Plan, aber der nördlichste Ikea Deutschlands ist doch auch nicht schlecht als „hab ich gesehen“ auf der Touri-Liste.
Am Mittwochmorgen standen Muttern und ich früh auf und fuhren nach Eckernförde zum Schwimmen. Das Wellenbad dort sieht von außen total vergammelt aus, ist von innen aber wunderschön und wird mit Meerwasser gespeist. Herrlich! Wir schwammen eine Stunde und frühstückten anschließend im angeschlossenen Lokal hinter großen Panoramafenstern den Strand zu Füßen. Wunderschön!
Leider werden Wellenbad und Lokal Ende August geschlossen und abgerissen. Statt dessen soll eine Saunalandschaft entstehen, allerdings ohne angeschlossener Lokalität. Unverständlich!
Am Nachmittag fuhren wir mit den Fahrrädern nach Damp, drum herum und tranken Kaffee auf einem Ökobauernhof. So stellt sich Stammtisch-Fred einen Ökobauernhof vor: alles voller Brennesseln und hohem Gras, die Terrasse für die Gäste ungekehrt, die Rosen ungeschnitten, der Gastgeber *räusper* Öko. Aber die Torten waren lecker. Ich brauche die nächsten 3 Monate keine Sahne mehr, danke schön.

Anschließend fuhr ich allein weiter über den Deich bis hinter Schuby und zum Schwanensee. Dort beginnt das Naturschutzgebiet. Früher konnte man über die Steilküste weiterfahren, ein ganzes Stück Richtung Kappeln. Doch die Steilküste ist von einigen Jahren abgebrochen. Brutal, dieser Anblick. Doch das ist auch Natur.
Am Strand machte ich einige Fotos von der See, dem Strand, den Möwen, der See, dem Strand, …
Abends waren wir bei Onkel und Tante zum Essen eingeladen, es gab „Bohn‘, Bärn und S-peck“ Bohnen, Birnen und Speck. Das hatte ich mein Lebtag noch nicht gegessen und es mir irgendwie auch anders vorgestellt. Geschmeckt hat es trotzdem.
Donnerstagfrüh fuhren wir in aller Herrgottsfrüh mit den Rädern nach Damp, um vom Kutter frischen Fisch zu kaufen. Wir nahmen Dorsch, den Muttern abends als gebackenes Filet zubereitete. So’n frischen Fisch gibt es nur an der Küste. Morgens noch gezappelt, abends auf dem Teller. Lecker!
Das Wetter war während der Zeit eher unbeständig. Lerneffekt: sobald die Sonne zu sehen ist, alles stehen und liegen lassen und Sonne tanken. Sobald eine fette Wolke durch den mega-kalten Wind über einen geblasen wurde, sofort alles zusammen packen, denn es fängt unmittelbar an zu regnen. Stress pur, kann ich nur sagen. Nächstes Mal darf ich auf keinen Fall meine Fleecejacke für kalte Wintertage vergessen. Im Norden kann man sie auch im Sommer brauchen.

Die Rückfahrt mit dem Zug klappte vorzüglich. Nun bin ich wieder im geliebten Süden mit wenig Wind, hoher Luftfeuchtigkeit und wärme mich auf.
