Von Nerven, Shoppingwahn und kleineren Katastrophen
Am Samstag ging es am späten Vormittag los nach London. Wir konnten bei Luxair günstige Flüge ergattern, sodass wir erst um 9 Uhr zum Flughafen losfahren mussten. Mein Masterplan ging auf. Paul Polo und ich haben den Flughafen-Shuttle übernommen. Ich hatte den Mädels angedroht, sie entweder zu verprügeln oder je nach Schwere der Schuld zu Hause zurückzulassen, sollten sie nicht pünktlich sein. Bis zum Flughafen lief alles problemlos, wir waren pünktlich, hatten einen tollen Parkplatz direkt unter dem Terminal, waren eingecheckt, die Koffer waren auch leicht genug, alles gut. Im Duty-free stellte ich fest, dass ich mit drei Wahnsinnigen unterwegs war. Schon auf dem Hinweg erwarben "wir" Parfums, eine Uhr, wir probierten Sonnenbrillen, diskutierten über Handtaschen,... Mein Hinweis, wir müssten jetzt langsam mal zum Gate, wurde mit "Stell Dich nicht so an, wir haben noch ewig Zeit!" abgetan. Meine Nerven. Wir erreichten das Gate gerade mit dem letzten Aufruf. Das hatte auch was. Wir hatten jetzt nämlich einen eigenen Bus zum Rollfeld! Kann auch nicht jeder behaupten. Meine Schwester musste dann überzeugt werden, mitzufliegen. Ihr war die Maschine zu klein... Es war sogar noch Zeit für ein Foto vor dem Propeller des Flugzeugs. Einsteigen, alle sitzen. Puh. Alles nochmal gut gegangen. London, wir kommen!

Um 11 Uhr Ortszeit (dank Zeitverschiebung) sind wir in London auf dem City-Flughafen in den Docklands gelandet. Das war echt ideal. Unser Hotel, das Ibis London City http://www.ibishotel.com/de/hotel-5011- ... ndex.shtml, hatten wir auch gut ausgewählt. Günstig (Doppelzimmer für 110 €/Nacht inklusive gutem Frühstück), sauber und gut gelegen, ca. 500 m vom Tower entfernt, direkt an der U-Bahn-Station Aldgate East gelegen. Mit dem DLR waren wir in ungefähr einer halben Stunde vom Flughafen am Hotel. Ich liebe funktionierenden ÖPNV!
Wir sind also erstmal ein wenig durch die Gegend marschiert. Gleich um die Ecke stellten wir fest, dass wir offenbar im indischen Viertel gelandet waren und einen Riesen-Hunger hatten. Überall roch es so verlockend. Kurzerhand haben dann auch die beiden Mädels, die noch nie indisch gegessen hatten, beschlossen, dass sie das gerne mal ausprobieren möchten. Also haben wir uns direkt den Bauch vollgeschlagen. So lecker. Dann wollten wir Richtung Tower marschieren. Wollten. Navigator-Nina hat nämlich versagt. Irgendwie marschierten wir ein gutes Stück in die völlig falsche Richtung. Egal. Da war es auch hübsch.


Der Masterplan war dann wieder kurz vor dem Scheitern. Das bestellte Cab konnte nicht kommen, weil nämlich die Innenstadt gesperrt sei. Gut, dachten wir, fahren wir mit dem Bus. Wir haben doch ewig Zeit... Es stellte sich heraus, dass auch der Bus nicht bis zum Ziel konnte, weil nämlich die Innenstadt wirklich gesperrt war. Mittlerweile war es schon ganz schön knapp. Also zu Fuß zum Haymarket hetzen. An irgendeiner Kreuzung wussten wir wieder nicht Bescheid und beratschlagten, welche Richtung anzupeilen war. Da kam unsere Rettung. Ein Mann führte uns bis fast vor das Theater. Ohne ihn hätten wir es nie gefunden (obwohl ich schon dort war). Es war nämlich eine Schwulenparade oder so, überall Bühnen, Musik, Besoffene,... Puh. Gerade noch rechtzeitig bei Her Majesty's, die Tickets dabei, los geht's. Für Pipi war keine Zeit mehr. Es ging los! Grandiose Musik, phantastische Darsteller. Also habe ich mich im ersten Teil abwechselnd mit Gänsehaut beherrschen, bloß nicht losheulen und bloß nicht in die Hose pinkeln abgewechselt. Wir hatten tolle Plätze. Alles richtig gemacht. Anschließend - wir waren müde, durstig und ich kämpfte immer noch gegen Heulattacken - wollten wir noch einen Absacker trinken. Nirgendwo war Platz für 4 Mädels, überall Schlangen, horrende Eintritte in Kneipen und Bars. Dafür hatten wir keine Nerven mehr und entschieden uns, im Hotel an der Bar noch einen zu trinken. Also wieder einen Cosmopolitan bestellt. Der konnte was! Heieiei.
Am nächsten Morgen hatten wir geplant, früh aufzustehen. Wir wollten nämlich zu dem Spitalfields Market direkt "umme Ecke". Meine Zimmergenossin und ich saßen auch pünktlich, geduscht und ausgehfein, um 8 Uhr ! am Frühstückstisch. Wer kam nicht? Genau. Meine Schwester plus Zimmergenossin. Wir warteten zehn Minuten und beschlossen, schon mal anzufangen. Wir warteten eine halbe Stunde, da kam mir das spanisch vor... Bin also aufs Zimmer, Handy gesucht, Schwester angerufen. Die hatten die Zeitumstellung verpeilt.


Ab da gab es nur noch ein Wort: Kaufrausch. Ich hatte mir das ja mehr als "über den Markt schlendern" vorgestellt. Ihr müsst Euch jetzt bitte vorstellen, dass wir im Schnitt für 100 Meter eine halbe Stunde benötigt haben. Und der Markt war ganz schön ausgedehnt... I. und C. haben wie die Wilden probiert und gekauft, I. alleine ein Kleid in drei Farben. Ich habe ein paar Schals erworben und ein paar FlipFlops. Danach brauchten wir erst mal eine Stärkung! Fish & Chips und Bier in einem Pub.
Danach sind wir dann zur Stadtrundfahrt aufgebrochen, schön auf dem Sonnendeck eines Doppeldeckerbusses. Leider war es am Sonntag ein wenig bewölkt. Daher sind auch die Fotos nicht besonders.

National Gallery

Trafalgar Square
Dort sind wir dann auch - wieder halb verhungert und sehr durstig - essen gegangen. Unsere Flasche Rosé war fast leer, da kam ein Kellner, nahm die Flasche hoch und wollte gerade fragen, ob er noch was bringen darf, da giftet meine Schwester ihn an: "This is OUR bottle!"



Den Montag begonnen wir wieder mit einem ausgiebigen Frühstück, zu dem tatsächlich alle pünktlich und halbwegs fit kamen. Traumhaftes Wetter draußen, also beschlossen wir, die in die Stadtrundfahrt inkludierte Schiffsrundfahrt zu machen.

Der Tower von der Themse aus

Tower Bridge, frisch für 1 Million Pfund gestrichen (für Olympia 2012) und vom Schiff aus geknipst

In den Docklands, erinnerte mich irgendwie an Hamburg...
Nach der Schiffrundfahrt legten wir wieder am Westminster Pier an und betrachten Big Ben aus der Nähe. Dann ging es durch den St. James's Park zum Buckingham Palace.

Big Ben

Buckingham Place

Queen Victoria Memorial
Danach waren wir - natürlich - wieder ausgehungert. Um die Ecke war ein Inder. Also ran an die Curries! Lecker, lecker, lecker! So gestärkt konnte es dann weiter gehen: Shopping!! Wie konnte es auch anders sein. Ich wollte unbedingt zu Crabtree & Evelyn. Hat etwas gedauert, bis wir in die Regent Street gefunden hatten. Dann aber! Ich bin wieder stolze Besitzerin meiner Lieblings-Handcreme. Außerdem habe ich mir - da wir, äh ich, ja so spärlich geshoppt haben - noch die passende Bodylotion und das Duschgel gekauft. Dieser Erwerb musste natürlich mit einem Eis besiegelt werden! Dann sind wir noch durch ein paar Läden gezogen und es wurde Zeit zum Hotel zu fahren.
Im Hotel angekommen, suche ich die Reiseunterlagen aus dem Koffer und stelle fest, dass der Masterplan nur noch zum Scheitern verurteilt war. Der Flug - Zeitumstellung wieder mal nicht beachtet - ging nämlich eine Stunde früher als angenommen. Wir hatten also nur noch 1,5 Stunden statt 2,5 h bis zum Abflug. Es war ja auch nur Rush-hour.



Die nächste Schwierigkeit: wo hatten wir Paul Polo geparkt? Irgendwo unter dem Terminal. Masterplan? Äh, ja. Nach 5 Minuten Suche nur fanden wir Paul Polo. Dann: wo ist der Autoschlüssel? Ausnahmsweise mal wieder Panik! Der Schlüssel fand sich schließlich in meinem Koffer. In der Tüte mit den Schuhen. Muss man nicht verstehen.

Fazit: London ist immer noch eine grandiose Stadt, ich habe immer noch viel zu viele Ecken nicht kennengelernt, improvisieren kann ich gut, navigieren nicht immer. Und ich habe festgestellt, dass ich keine Geduld mehr für drei Tage mit drei quirligen Damen habe, auf die ich auch noch aufpassen muss. Jesses!