Wir waren vor 15 Jahren 3 Wochen in der Toskana und haben damals alles abgefahren und angesehen, was zu sehen ist. Nur das Chianti-Gebiet hatten wir einigermaßen umschifft, da waren wir also jetzt.
Das Weingut Le Gallozzole" liegt unweit von Monteriggioni, das wir sehr mögen und wo wir dieses Mal dreimal waren. Für die meisten Toskana-Besucher vermutlich eher unverständlich, weil es miniklein ist. Doch diese "Krone auf einem Berg", denn so sieht Monteriggioni aus der Ferne aus, ist einfach entzückend und entspannend. Siena ist ebenfalls nur etwa 15km entfernt, aber eine unglaublich stressige Stadt. Insgesamt ist zu sagen, dass zu dieser späten Zeit unglaublich viele Touristen in der Toskana unterwegs waren, das hat uns überrascht. Siena hatten wir ebenfalls damals schon erkundet, bis auf den Dom. Dort waren wir am Ende von 3 Wochen Rundreise reingegangen und das Stendhal-Syndrom erwischte uns. So stand der Dom also dieses Mal auf unserer Liste. Was soll ich sagen: wir haben ihn wieder nicht besichtigt. Zum einen muss man inzwischen Eintritt bezahlen, 6€ pro Person. Gut, das kann ich sogar verstehen: dieser Dom ist vollgestopft mit Meisterwerken der Kunst und die müssen schließlich auch erhalten werden. Das kostet Geld. Aber nachdem wir uns durch unzählige laute Gruppen in der Stadt durchgewurstelt hatten, hatten wir schlichtweg keine Lust mehr. So gingen wir noch in die Enoteca italiana in der Festung, tranken auf erhöhtem Platze einen Wein und freuten uns, dass wir aus dem Chaos draußen waren.
Castelllina in Chianti ist nur wenige Kilometer entfernt vom Weingut, wie alle wichtigen Chiantistädte: jeweils so um die 15km. In Radda in Chianti waren wir spazieren, in Greve in Chianti haben wir uns den dreieckig anmutenden Marktplatz angesehen und waren anschließend in der Cooperativa der Chiantiwein-Produzenten. Dort kann man viele Weine verkosten und damit die Gäste nicht nur zum saufen testen kommen, gibt es ein gutes System: Man kauft eine Wertkarte von 10/15/20 oder mehr Euro und kann dann von die zur Verkostung bereitgestellten Weine selbstständig verkosten. Diese befinden sich jeweils in einem Rondell mit Kartenzahlung und kosten je nach Wein zwischen 0,60 € bis 5,40€. Wir finden das System gut und konnten in Ruhe verkosten und aussuchen, was wir mitnehmen möchten. Schade finde ich, dass man die Verkostungs-Kosten nicht auf den Einkauf angerechnet bekommt.
In Colle di Val d'Elsa waren wir, da wollten wir unbedingt nochmal hin und ebenfalls nach San Galgano. Ach, welche Enttäuschung! In Colle di Val d'Elsa, damals ein lebendiges, enges Mittelalterstädtchen, waren die Straßen und Gassen leer und San Galgano, diese unbeschreibliche Kirche ohne Dach, damals gefüllt mit Wiese und mit einer unglaublich schönen Stimmung, ist heute einer DER Touristenanziehungspunkte. Die Wiese musste Kieselsteinen weichen, die Stimmung den Menschen und Eintritt soll man heute auch zahlen.
Dagegen ist San Gimingano außerhalb des Chianti so wie damals: eine wunderschöne Stadt, die einlädt zum flanieren und bleiben. Wir haben eine sehr nette Trattoria gefunden abseits der Touristenströme, die sich um den Dom herum gruppieren, nämlich auf der Piazza Sant'Agostino. Herrliche Bruschette und leckerer Wein in der Sonne genossen - das ist Urlaub.
Shoppen waren wir auch dieses mal, allerdings keine Schuhe - naja, fast keine. Wir haben einen riesigen Decathlon gefunden vor den Toren von Colle di Val d'Elsa, wo wir Fleece-Shirts für 8€ kauften, ich endlich passende, bequeme Trekkingschuhe fand für knapp 40€, eine Wind-Regen-Jacke mit herausnehmbaren Fleece und einen geilen Rucksack in meiner Lieblingsfarbe grün für Mehrtagestouren, für den Frauenkörper hergestellt und mit allem, was man in so einem Rücksack vereint haben will. Knapp daneben befindet sich ein Kristall-Outlet. Colle di Val d'Elsa ist seit Jahrhunderten die Stadt der Glas- und Kristallherstellung. Wir haben unglaublich günstig sehr schöne Kristall-Weingläser gekauft, die wir vor ein paar Jahren noch als "spießig" abgetan hätten. So ändert man sich.
Essen gehen in der Toskana ist unglaublich teuer. Wofür wir im Trentino ausgiebig gegessen und getrunken haben und satt und zufrieden ins Bett fielen, konnten wir in der Toskana gerade mal Antipasti und Vorspeisen zu uns nehmen mit einem Glas Wein für jeden. Und wir waren nicht in den Spitzenläden! Ich habe unglaublich leckeres Schokoladeneis gegessen, das richtig schokoladig schmeckte. Gefunden in San Gimingnano. Den besten Espresso haben wir in der Conditorei Nannini (wie Gianna) in Siena getrunken. Die besten Bruschette gibt es in San Gimingnano. Den leckersten Wein ... nein, das muss man selbst probieren.
