Eine Stunde und eine halbe, entscheidend über Leben und Tod

Weil Justin sich so komisch verhielt die letzten Tage, hatte ich gestern vorsorglich meinen Zahnarzttermin abgesagt und statt dessen einen Tierarzt-Termin avisiert, falls der Zustand gestern nachmittags immer noch so sein sollte. Er war kuschelig ohne Ende, suchte extrem die Menschennähe und wanderte am Wochenende unserem Besuch von Schoß auf Schoß, sehr ungewöhnlich für ihn. Vorgestern wich er mir nicht von der Seite, klammerte sich an mir fest und fauchte, als ich aufstehen wollte, noch merkwürdiger. Als ich gestern nach Hause kam, verkroch er sich im Büro. Als ich ihn hochhob, fühlte ich die Nässe in meinen Händen, die verheilt geglaubte Bisswunde war aufgegangen und suppte wie verrückt. Justin geschnappt, in den Kennel verfrachtet, Termin bei unserer Tierärztin Andrea um 18 Uhr.
Hier beginnt die Geschichte...
Wir machten es uns im Wartezimmer "gemütlich", der Eingangsraum der Praxis ist, als uns die Tierarzthelferin mitteilte, dass es noch einen Moment dauern würde. Sie weiß, dass Andrea und ich uns näher kennen, wir sind Nachbarn und inzwischen fast ein bisschen mehr als das, zumal sie sich seit einiger Zeit auch mit der Tierkommunikation beschäftigt. "Es wird gleich noch ein Hund eingeschläfert, das kann unterschiedlich lange dauern, je nach Situation."
Mir ist bewusst, dass Tiere von ihrem Leiden erlöst werden können und sollten, wenn es nicht mehr erträglich ist. Doch in der Praxis, Justin und ich im Vorraum, das war wahrlich keine schöne Vorstellung. Wir Beide saßen da recht benommen.
Dann kam Andrea heraus, begrüßte uns, war hektisch und mit hochrotem Kopf. Sie erzählte mir kurz, dass sie diese Aufgabe keinesfalls übernehmen würde, weil es absolut nicht angemessen sei. Sie bat mich mit wenigen Worten, mit Justin im Nebenraum Platz zu nehmen und den Besitzern und Hund gute Gedanken zu schicken. "Komm bitte unter einem Vorwand zu uns, schau Dir Hund, Herrchen und Frauchen an und hilf bitte mit."
Das tat ich. Schäferhund Rex, der eingeschläfert werden sollte, war 11 Jahre alt und hatte aufgrund seines Alters Probleme mit den Gelenken, die eben altersbedingt waren. Seine Besitzer muteten ihm jeden Tag mehrstündige Spaziergänge zu, nach denen er viel Ruhe brauchte und dementsprechend erschlagen war. Er hatte danach Schmerzen, was seine Besitzer nicht einschätzen konnten. Zudem hatten sie ihm in Eigenverantwortung Schmerzmittel verabreicht, dessen Zusammensetzung ein Hund nicht verstoffwechseln kann. Die Menschen von Rex erzählten von der Liebe zu ihm, wie treu er all die Jahre war, wieviel er ihnen bedeutet und dass es ihnen wehtäte, ihn nun gehenzulassen. Es sei nicht mehr anzusehen, wie er leiden würde.
Wir hörten von nebenan die Einführung über das Verhalten und die Ansprüche von Hunden, die in die Jahre gekommen sind, erfuhren, welche Medikamente man unterstützend geben kann und hörten immer wieder den Hinweis, dass ein Leben nicht deshalb zuende sein muss, nur weil ein Wesen alt geworden ist und sich die Rahmenbedingungen gänzlich geändert haben.
Justin lag inzwischen auf dem Behandlungstisch auf seinem eigenen Handtuch, hatte den Kopf auf die Pfoten gelegt und schickte heftig mit. Es gab Momente, da wäre ich gerne hinübergegangen und hätte die Besitzer von Rex heftig geschüttelt. Doch wir wollten ja Gutes für Rex, hier zählte nur das, zumal heftig diskutiert wurde und das Für und Wider der Erlösung abgewogen wurde.
Um 19.30 Uhr hatten die Menschen von Rex verstanden, dass es noch Möglichkeiten gibt, dass es eben wegen seiner bedingungslosen Liebe und Treue noch nicht an der Zeit sei. Justin und ich atmeten auf. Als sie die Praxis verließen, bellte Rex laut, es klang irgendwie wie ein "Danke".
Justins Behandlung daraufhin war unspektakulär, er kennt es, weil er sich ja des Öfteren mal fetzt draußen. Er war immer noch ruhig, als wir den Heimweg antraten, als wir gegen 20.30 Uhr völlig erschöpft zuhause ankamen und auch bald danach ins Bett gingen. Er schlief unter der Bettdecke an meiner Brust und meinte um 2.30 Uhr im Halbschlaf "Wir waren ein Team, zusammen haben wir das gut gemacht."
Ich wünsche Rex, dem schönen Schäferhund, alles Gute und hoffe, dass seine Besitzer verstanden haben.
Hier beginnt die Geschichte...
Wir machten es uns im Wartezimmer "gemütlich", der Eingangsraum der Praxis ist, als uns die Tierarzthelferin mitteilte, dass es noch einen Moment dauern würde. Sie weiß, dass Andrea und ich uns näher kennen, wir sind Nachbarn und inzwischen fast ein bisschen mehr als das, zumal sie sich seit einiger Zeit auch mit der Tierkommunikation beschäftigt. "Es wird gleich noch ein Hund eingeschläfert, das kann unterschiedlich lange dauern, je nach Situation."

Dann kam Andrea heraus, begrüßte uns, war hektisch und mit hochrotem Kopf. Sie erzählte mir kurz, dass sie diese Aufgabe keinesfalls übernehmen würde, weil es absolut nicht angemessen sei. Sie bat mich mit wenigen Worten, mit Justin im Nebenraum Platz zu nehmen und den Besitzern und Hund gute Gedanken zu schicken. "Komm bitte unter einem Vorwand zu uns, schau Dir Hund, Herrchen und Frauchen an und hilf bitte mit."
Das tat ich. Schäferhund Rex, der eingeschläfert werden sollte, war 11 Jahre alt und hatte aufgrund seines Alters Probleme mit den Gelenken, die eben altersbedingt waren. Seine Besitzer muteten ihm jeden Tag mehrstündige Spaziergänge zu, nach denen er viel Ruhe brauchte und dementsprechend erschlagen war. Er hatte danach Schmerzen, was seine Besitzer nicht einschätzen konnten. Zudem hatten sie ihm in Eigenverantwortung Schmerzmittel verabreicht, dessen Zusammensetzung ein Hund nicht verstoffwechseln kann. Die Menschen von Rex erzählten von der Liebe zu ihm, wie treu er all die Jahre war, wieviel er ihnen bedeutet und dass es ihnen wehtäte, ihn nun gehenzulassen. Es sei nicht mehr anzusehen, wie er leiden würde.
Wir hörten von nebenan die Einführung über das Verhalten und die Ansprüche von Hunden, die in die Jahre gekommen sind, erfuhren, welche Medikamente man unterstützend geben kann und hörten immer wieder den Hinweis, dass ein Leben nicht deshalb zuende sein muss, nur weil ein Wesen alt geworden ist und sich die Rahmenbedingungen gänzlich geändert haben.
Justin lag inzwischen auf dem Behandlungstisch auf seinem eigenen Handtuch, hatte den Kopf auf die Pfoten gelegt und schickte heftig mit. Es gab Momente, da wäre ich gerne hinübergegangen und hätte die Besitzer von Rex heftig geschüttelt. Doch wir wollten ja Gutes für Rex, hier zählte nur das, zumal heftig diskutiert wurde und das Für und Wider der Erlösung abgewogen wurde.
Um 19.30 Uhr hatten die Menschen von Rex verstanden, dass es noch Möglichkeiten gibt, dass es eben wegen seiner bedingungslosen Liebe und Treue noch nicht an der Zeit sei. Justin und ich atmeten auf. Als sie die Praxis verließen, bellte Rex laut, es klang irgendwie wie ein "Danke".

Justins Behandlung daraufhin war unspektakulär, er kennt es, weil er sich ja des Öfteren mal fetzt draußen. Er war immer noch ruhig, als wir den Heimweg antraten, als wir gegen 20.30 Uhr völlig erschöpft zuhause ankamen und auch bald danach ins Bett gingen. Er schlief unter der Bettdecke an meiner Brust und meinte um 2.30 Uhr im Halbschlaf "Wir waren ein Team, zusammen haben wir das gut gemacht."

Ich wünsche Rex, dem schönen Schäferhund, alles Gute und hoffe, dass seine Besitzer verstanden haben.