Aus der Amazon.de-Redaktion
Die junge Fernsehjournalistin Rebecca Bennett ist begeistert: Mitten in einer Beziehungskrise erhält sie den Auftrag, als Biographin der berühmten, aber medienscheuen Wohltäterin Tilda Franklin zu fungieren. Aus London reist sie nach Oxfortshire ins idyllische Landhaus der alten Dame, um deren Werdegang von der Geburt in einem Armenhaus über ihre enttäuschte Liebe zu dem schwächlichen Abenteurer Daragh Canavan bis hin zu ihrer aufopfernden Karriere im Dienst bedürftiger Waisenkinder zu beschreiben. Dabei beschwört Rebecca im Gespräch jene "Gespenster in Tildas Vergangenheit", die auch ihr eigenes Leben entscheidend verändern, und kommt einem mörderischen Geheimnis auf die Spur.
Mit kalkulierter Melodramatik erzählt Judith Lennox vom Schicksal zweier Frauen, deren Lebensgeschichten sich immer mehr zu verstricken drohen. Am Ende steht Rebeccas Erkenntnis, Tildas Leben literarisch nicht gerecht geworden zu sein: "Ein Buch schreiben heißt, ein Muster anzulegen, aber im wirklichen Leben gibt es natürlich kein Muster". Ein wenig würde man sich wünschen, auch Lennox hätte das beherzigt und manches Klischee vermieden.
Einer stetig wachsenden Fangemeinde gilt Judith Lennox seit jeher als Spezialistin von diszipliniert erzählter, bisweilen etwas rührseliger Frauenliteratur. Vor allem ihr sechster Roman Das Winterhaus über das unterschiedliche Beziehungsschicksal dreier Jugendfreundinnen zwischen den Weltkriegen hielt sich in England lange Zeit auf den Bestsellerlisten. Wer episch überbordende Familiensagas vom Stil Margaret Mitchells oder landschaftlich apart drapierte Liebes- und Leidensidyllen in der Manier Rosamunde Pilchers mag, wird von Lennox' neuem, mit etwas Kriminalistik und Zeitgeschichte durchwirkten Roman vortrefflich bedient. Wer hingegen literarisch Raffiniertes oder gar Überraschendes erwartet, sollte sich anderweitig orientieren.
Thomas Köster
Kurzbeschreibung:
Die englische Erfolgsautorin Judith Lennox führt in diesem wundervoll erzählten Epos die Wege zweier Frauen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Die erschütternde Lebensgeschichte einer engagierten alten Dame entwickelt einen Sog, dem sich die junge Schriftstellerin Rebecca nicht entziehen kann. Ihr eigenes Leben erfährt durch die Schatten einer schrecklichen Vergangenheit die entscheidende Wende.
Meine Meinung:
Ich habe das Buch der lieben Spende von petrali zu verdanken, zielsicher danach gegriffen und zu schmökern angefangen. Ein wunderbares Buch, das mich gleich auf den ersten Seiten voll in seinen Bann gezogen hat!
Ein sehr sicherer Erzählstil, man kann auch den Zeitsprüngen zwischen Tildas Vergangenheit und der Gegenwart der Schriftstellerin problemlos folgen. Grade die Erinnerungen aus der Zeit zwischen den Weltkriegen gehen einem sehr nahe, die Rückblenden katapultieren einen wirklich in der Zeit zurück, die einzelnen Charaktere sind wirklich hervorragend rausgearbeitet.
Mich hat die sicherlich geschichtlich gesicherte Tatsache schockiert, dass früher Frauen, die uneheliche Kinder bekamen (und das meist noch nach Vergewaltigungen) in mehr oder minder geschlossene Anstalten eingewiesen wurden.
Die Kommentierung von amazon, dass es teilweise zu rührselig oder kitschig sei, kann ich nicht nachvollziehen, der Vergleich zu Pilcher geht für mich völlig fehl. Aber mich hat es vom Stil her sehr an Charlotte Link erinnert, an die Sturmzeit-Triologie.

Fazit: Sehr lesenswert, warmherzig und gut erzählt!