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Ana Veloso - Der indigoblaue Schleier

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Ana Veloso - Der indigoblaue Schleier

Beitragvon Tigo » 13. Januar 2011, 22:46

Es ist das Jahr 1632, als der junge Miguel nach fast zehnmonatiger Fahrt endlich in Goa, einer portugiesischen Kolonie in Indien, ankommt. Als Zweitgeborener eines angesehenen portugiesischen Handelshauses möchte er fernab der Heimat beweisen, dass er mehr ist, als nur ein verwöhnter Sprössling aus reichem Hause. Voller Tatendrang macht er sich auf, das Land mit seiner ihm unbekannten Kultur und fremden Traditionen zu erkunden, seinen eigenen Weg zu finden und sein eigenes Geschäft zu eröffnen. Eingeführt in die portugiesische Gesellschaft vor Ort, nimmt er aber auch schnell Kontakt zur einheimischen Bevölkerung auf, was wiederum seine Landsleute nicht zwingend alle gutheißen.

Bald schon trifft er auf Dona Amba, eine geheimnisvolle Dame, die sich stets nur verhüllt zeigt, deren Gesicht und Geschichte niemand kennt. Miguel ist fasziniert von dieser Frau und lässt nichts unversucht, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Stück für Stück enthüllt die Autorin die Geschichte von Dona Amba, die alles andere als ein leichtes Leben hatte – und guten Grund hat, ihre wahre Identität nicht preiszugeben.

Diese sich anbahnende Liebesgeschichte ist nur die Grundlage für einen sehr intensiven Roman über Goa unter portugiesischer Macht. Kulturelle Unterschiede und differierende religiöse Auffassungen werden ebenso nachvollziehbar beleuchtet, wie man auch über Flora und Fauna, landestypische Gerichte und Gewürze interessante Dinge vermittelt bekommt. Es entsteht ein sehr farbenprächtiges Bild des Landes in dieser Zeit. Die damals allgegenwärtige Inquisition und ihre üblen Machenschaften haben natürlich ebenfalls ihren Platz in dieser Geschichte gefunden.

Leider lassen Titel, Umschlaggestaltung und Klappentext kaum mehr erwarten, als Pilcher-Kitsch in bunter Bollywoodmanier. Dieser flache Eindruck bestätigt sich Gott sei Dank nicht, weshalb ich an dieser Stelle für den Verlag überhaupt kein Verständnis habe. Das Buch wird damit m. E. nach deutlich unter Wert vermarktet.

Auf 697 Seiten haben sich hier und da gewisse Längen eingeschlichen, auch hätte ich mir die Geschichte von Dona Amba etwas zusammenhängender und zügiger erzählt gewünscht. Die Rolle der Inquisition bleibt ein wenig künstlich, fast wirkt sie wie nachträglich eingewoben. Das Ende war für meinen Geschmack zu abrupt und ein bisschen unbefriedigend.

Das Buch liest sich dank der Sprache flüssig, die Bilder werden lebendig, die Spannung wird aufrecht erhalten, die Wendungen sind nicht vorhersehbar. Dass die Protagonisten sich am Ende natürlich kriegen, das haben wir doch ohnehin gewusst, oder?

Insgesamt ein recht ungetrübtes Lesevergnügen auf gutem Niveau, mit interessanten und gut vermittelten Informationen über die Zeit, das Land und die Kolonialherrschaft! Auf jeden Fall lesenswert!

http://www.amazon.de/indigoblaue-Schlei ... 174&sr=1-1
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