
Also dann, setzt euch mal fein hin und hört der Märchentante zu:
Es war einmal ein kleiner, einsamer Virus, der von seinem Papa in den unendlichen Cyberspace verstoßen wurde. Auf seinem Weg durchs Internet stellte er fest, dass ihm seine Straßenkarte vom Internet abhanden gekommen war. Deshalb irrte er völlig planlos im weltweiten Netz umher und es war ihm sterbenslangweilig. Irgendwann entschloss er sich, an die Tür des nächstbesten PC zu klopfen und sich dort ein wenig umzusehen. Es wurde ihm bereitwillig aufgetan und siehe da - er fand ein Schränkchen, in dem waren jede Menge Adressen mit den dazugehörenden Wegbeschreibungen. Fröhlich machte er sich auf den Weg, neue Freunde kennenzulernen und klapperte die Adressen eine nach der anderen ab. Das war sehr zeitraubend, unser Virus wollte aber doch ganz schnell viele neue Freunde haben. Deshalb besann er sich auf seine Fähigkeit der Zellteilung. Überall dort, wo er freundlich eingeladen wurde, schlug er sich den Bauch mit Adressen voll, leitete die Teilung ein und schwupps - schon waren aus einem einsamen Virus eine große, fröhliche Virenfamilie geworden, die sich glänzend im Internet amüsierte.
Die Mitglieder dieser Familie hatten natürlich alle den gleichen Namen, sie hießen Schmierlapp. Alle Schmierlapps trugen ihren Namen an einem Schildchen um den Hals. Weil sie sich immer weiter vermehrten, gaben sich in den PCs dieser Welt die Schmierlapps bald die Klinke in die Hand. Das ging so weit, dass viele PCs unter der Besucherlast schier zusammenbrachen. Und so dauerte es gar nicht lange, da stand plötzlich der erste Schmierlapp beim Versuch, einen PC zu betreten, einem Türsteher gegenüber, der ihm sagte: "Ey Alder, du Schmierlapp, du kommst hier net rein“. "Oh", dachte da der Schmierlapp, "da brauche ich wohl einen neuen Namen". Weil ihm aber die Phantasie fehlte, sich selbst einen neuen Namen auszudenken, war er ganz schlau. Immer wenn ihm ein PC, der von der Schmierlapp-Plage noch nichts gehört hatte, die Tür öffnete, fraß er die Adressen, die er dort fand, nicht nur, sondern malte sich und den Klonen, die er auch sofort wieder zeugte, ein neues Namensschild mit den Namen, die er vor Ort vorfand.
Wenn er jetzt an eine PC-Tür klopfte, hielt er dem Türsteher sein nagelneues Namensschild unter die Nase und rief: "Lass mich bloß schnell rein, die Schmierlapps sind hinter mir her, aber ich bin keiner". Und tatsächlich, auf dem Schild stand ja nicht "Schmierlapp", also wurde ihm aufgetan. Kaum hatte er aber den PC betreten, ging die Adressfresserei, Klonerei und Namensschild-Malerei von vorne los.
Und so, liebe Kinder, saust die Familie Schmierlapp bis heute durch den Cyberspace, immer auf der Suche nach Adressen von neuen Freunden und neuen Namen für die Schilder. Und viele PC-Türsteher machen ihnen auch auf, bis auf die mit den feinen Nasen. Den eines konnten die Schmierlapps bei aller Täuschung nicht loswerden: Den Gestank, den sie als Anhang mit sich herumschleppen.